Antwort auf: Masabumi Kikuchi

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vorgarten

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tethered moon play kurt weill, im dezember 1994 in new york, ins postmoderne grafikdesign von jmt verpackt, deutsche hochkultur auf dem broadway, brecht und gershwin und mackie messer. was sie daraus machen, ist stück für stück unvorhersehbar. schwere, sich etwas ruckhaft öffnende samtvorhänge, wenn der mond über alabama aufgeht; sterbende latin-rhythmen zum „speak low“; eine kurze themenvorstellung unter 2 minuten über „it never was you“ (piano solo); ganz ernsthafte ausbuchstabierung von „my ship“ mit komplexen, aber durchaus kitschigen voicings. von der moritat spielen sie eigentlich nur den gestus des gassenhauers, das thema kommt höchstens zwischendurch im aufsteigenden 3-ton-motiv vor (und. der. haifisch.), ansonsten fliegt es allen und uns um die ohren. überhaupt arbeiten die drei vor allem mit motivischen wiederholungen, mit denen eben auch weill arbeitet. bei den deutschen songs darf es theatralisch werden, bei den us-amerikanischen sentimental. leicht wird es nie. tänzerisch, trotz aller versuche motians, auch nicht. manchmal entdeckt man eine tiefe im material, die gar nicht da ist – manchmal werden die schönsten voraussetzungen zu einer gaga-dekonstruktion. ob sich die weill-gesellschaft darüber gefreut hat? ich habe mich sehr darüber gefreut.

tethered moon over alabama:

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