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tethered moon
masabumi kikuchi (p), gary peacock (b), paul motian (dm).
1990 – 2002.
knapper kommentar zum wiederhören der 7 alben, die seit langem hier liegen und die ich unterschiedlich gut kenne.
FIRST MEETING. aufgenommen am 20.10.1990 und am 11.3. 1991 in new york. die session wurden von kikuchis japanischem produzenten tsunenobu kawada finanziert, aber erst 1997 in ludwigsburg zur veröffentlichung vorbereitet (für winter & winter, nachdem beim vorläufer jmt schon das vierte album PLAY KURT WEILL erschienen war).
kikuchi erzählt die geschichte so: er spielte in der soho jazz bar mit peacock standards, und beide begannen irgendwann, sich vom festen time-gerüst zu befreien. um dem weiter nachzugehen, gingen sie mit paul motian ins studio. in einem moment, als peacock aufs klo geht, spielen kikuchi und motian im duo und es klickt mit den freien time-gerüsten auch bei ihnen.
die sessions laufen ohne probe ab, freie improvisationen münden manchmal in standards („so in love“, „solar“) oder gehen davon aus („misterioso“). am anfang steht eine ballade von kikuchi, die „tethered moon“ heißt, und die sich durch peacocks attacke in etwas sehr tolles entwickelt, bei dem (wie hier oft schon beschrieben) die stimmen ständig auseinander- und wieder zusammenlaufen, ohne dass das fragile gerüst zusammenbricht. meiner ansicht nach funktioniert das besser, wenn kikuchi anfängt. peacocks angebote sind zu groovy, da dauert es etwas, bis sich das trio davon lösen kann. „misterioso“ funktioniert aber von vorneherein super.
kikuchis aufnahmen aus den jahren zuvor sind uneinheitlich und sehr anders. es gibt eine reihe von synthesizer-solo-alben, die ich nicht kenne. ein beispiel aus dem jüngst wiederveröffentlichten AURORA (1989) ist sehr rhythmisch organisiert:
dann gibt es noch eine us-amerikanisch/japanische funk-band mit kohsuke mine, die irgendwas zwischen m-base, defunkt und elektrischem miles macht, kikuchi nennt sowas „boogie“ und spielt hier einen schweren, reizvoll störenden, orgel-synthesizer (das projekt hieß „all night, all right, off white boogie band“), eine doppel-cd erschien 1990:
insofern ist tethered moon für kikuchi tatsächlich ein sprung in etwas ganz neues.
p.s. kikuchi und motian lernten sich kurz vorher bei den einspielungen zu einem filmsoundtrack kennen, der nie zustande kam, weil der komponist gil evans sich mit dem filmemacher überwarf. die band bestand neben den beiden aus juini booth (b), airto (per) und sting (voc). was für ein film das wohl war?
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