Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#11012649  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

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vorgarten mit einem generellen manipulationsverdacht vor allem gegenüber den visuellen medien tue ich mich schwer, denn diese haben ja auch „nur“ eine eigene logik, vielleicht sogar eine eigene agenda, mit der man sich nicht nur auskennen sollte, wenn man manipulieren, sondern auch, wenn man sowas wie schlichtheit, einfachheit, adäquanz herstellen will. das ergibt sich nur sehr selten von selbst. was winther als label-chef und -fotograf bei steeplechase offensichtlich abbilden will, sind die verehrten künstler*innen bei der arbeit, das sind ja recht einfache porträts, vielleicht während den sessions oder in pausen hergestellt, vielleicht sogar mit wenig zeit und dem anliegen, die künstler*innen nicht bei der arbeit zu stören oder sie abzulenken. ob die porträts gelingen, scheint mir hauptsächlich von den räumlichen und den licht-bedingungen abzuhängen – das andrew-hill-porträt ist natürlich nahezu perfekt, es hat aber auch separat beleuchtete vorder- und hintergründe, die sich vielleicht nur aus der situation erklären lassen (winther scheint kein virtuose im umgang mit verschiedenen lichtquellen zu sein, heißt: er stellt im zweifelfall nicht eine zusätzliche lampe auf). jemand wie junior cook das von gypsy verlinkte cover zu präsentieren, dafür hätte ich mich allerdings geschämt. und zugesehen, dass mir so etwas nie wieder passiert. wahrscheinlich hat cook selbst das aber gar nicht als verletzend empfunden: weil er winther vertraut hat, weil er fair bezahlt wurde, weil er die produktion ansonsten adäquat fand – oder weil er solche repräsentationen gewohnt war. das ist spekulation. aber es zeugt, was winther angeht, schon von einer sehr privilegierten situation, wenn man sich solche nachlässigkeiten über jahrzehnte leisten kann. nun aber zurück zur musik. und zu anderen bildern.

Ja, ich will’s auch nicht austrabbeln, nur wenige Worte. Das Cook-Cover ist ziemlich daneben, weit daneben – und die einfachen Gründe dafür, dass Cook nicht widersprochen hat, die Du nennst, könnten es sein. Bei den Covern aus der Klassik, in den letzten Jahren, frage ich mich auch oft, wie das möglich sei, dass die Leute jeden Unfug aus der Fotoabteilung hinnehmen.

Die Manipulation betrifft auch anderes. An schlechten Tagen denke ich, dass jeder Atemzug Manipulation sei. Vielleicht spreche ich verständlicher, wenn ich sage, dass ich den Gegensatz Manipulation – Schlichtheit gar nicht teile. Ich glaube nicht, dass es diesen Gegensatz gibt. Das betrifft alle möglichen Verhältnisse, die sich in der Sprache meist mit Unfugsvokabeln wie „eigentlich“ oder „im Grunde“ oder „das wahre Selbst“ und all ihren Geschwistern kundtun. Fürchterlich. Und könnte auch sagen und zustimmen natürlich, dass es (leider) wichtig ist, die Mechanismen der Manipulation, ihre Werkzeuge, zumal im Visuellen und in der Musik, diese Hauptverführer in der Kunst, zu erkennen. Deswegen höre ich doch so oft Bach, er rückt die Ohren gerade. Wir manipulieren ständig, es gibt nichts Schlichtes, nichts Eigentliches, nichts Authentisches, wie man heute wohl zu sagen pflegt. Jede Äußerung geht über sich hinaus. Und dann beginnt das Wechselspiel, und wenn alle bei Trost sind, hatte man eine angenehme Zeit. Und ein bisschen – Du hast das gut beschrieben – gibt es bei Steeple Chase Fotos, die einfach nur aus der mehr oder weniger freundlichen Werkstatt sind oder sein könnten.

Aber zur Musik und zu anderen Bildern und da hier gerade Haden angetippt wurde, bin ich auch da.

 

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