Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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21 Bridges (Brian Kirk, 2019)

21 Bridges kommt geradezu retro daher. Er ist ein klassischer Copfilm, reduziert auf das Wesentliche, recht schnörkellos erzählt und ohne doppelten Boden. Den einzigen „Plottwist“ nicht zu erkennen ist quasi unmöglich, wenn man jemals einen Film gesehen hat. Seine Spannung bezieht der Film nicht zuletzt daraus, dass sowohl jeweils einer der beiden Chefermittler als auch der beiden Copkiller Sympathien beim Zuschauer wecken. Während die Situation immer weiter eskaliert wünscht man beiden, dass sie einigermaßen unbeschadet aus der Nummer herauszukommen. Daran glauben kann man aber schon früh nicht mehr.
Flucht und Verfolgung sind daneben stark in Szene gesetzt, wozu das nächtliche Großstadtsetting erheblich beiträgt. In der Jagd nach den Killern liegt allerdings auch der größte Schwachpunkt des Film. Wer den Trailer kennt weiß, woher 21 Bridges seinen Titel hat. Um das Entkommen der Mörder unmöglich zu machen wird nämlich Manhattan komplett abgeriegelt, alle Brücken und Tunnel gesperrt und die ‚Insel mit Cops geflutet“. Der Vorgang wird auch schön gezeigt. Nur leider spielt das danach kaum noch eine Rolle. Das ist zwar folgerichtig, da der lockdown natürlich nicht im geheimen vonstatten geht und die Killer nicht so dumm sind, in eine der Absperrungen zu laufen. Dennoch erwartet man als Zuschauer, dass die titelgebenden Brücken irgendwie eine Rolle spielen würden. Aber wirklich schlimm ist es nicht, dass es dann anders kommt. Denn dafür bietet der Film andere Vorzüge. So ist nicht nur atmosphärisch dicht, er ist auch ziemlich hart, sogar so sehr, dass er dafür schon kritisiert wurde. Was Unfug ist. Wer so etwas nicht sehen will soll halt Lassie gucken. Die Gewalt wirkt jedenfalls nicht aufgesetzt, sie gehört zur Geschichte dazu und und gerade das Initiale Massaker stößt die Story ja erst an. Was ich ebenfalls positiv finde ist das Fehlen von übertriebenen (CGI-) Effekten und launigen, coolen Sprüchen. Damit wirkt der Film fast schon ein wenig aus der Zeit gefallen. Er könnte so fast 1:1 auch aus den Neunzigern stammen. Zu guter Letzt kann ich sogar dem irreführenden Titel etwas abgewinnen. Denn solange New York keine weiteren Brücken baut lädt der Titel nicht zu Fortsetzungen ein. Ich fände es wirklich erfrischend mal einen Actionfilm zu sehen, der nicht Teil eines Franchises ist bzw wird.

8,5/10

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame