Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#11010313  | PERMALINK

vorgarten

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clasjaz

vorgartenanschauungsbeispiel für jedes „race-&media“-seminar:

Was ist ein race & media-Seminar? (Persönlich würde ich da abwinken und meiner Wege gehen.) Ist das Cover für Dich schlecht oder nicht? Wie ist die Anschauung zu verstehen, das frage ich mich gerade. Also eher Dich, da Du von „Anschauungsmaterial“ – als Wort seltsam – sprichst. Vielleicht meinst Du, dass das Cover so übel ist, dass es zum Material wird?

ich unterrichte medienwissenschaften. da geht es ja in der regel darum, medien nicht als bloße (d.h. „unschuldige“) container oder kanäle für inhalte zu begreifen, sondern ihre voreinstellungen und nicht-reflektierten normalismen zu analysieren. tatsächlich habe ich ein „race-&medien-seminar“ durchgeführt und in einer sitzung über fotografische belichtungen und die ausrichtung sämtlicher lehrwerke für fotografie am weißen menschen gesprochen. dafür dienten mir tatsächlich cover von steeplechase-lps als anschauungsbeispiel. jedes fotohandbuch zeigt weiße menschen in seinen beispielabbildungen. in jedem fotografie-forum wird die abbildung Schwarzer menschen als „problem“ baehandelt (als abweichung von der norm), das „korrigiert“ werden muss und besondere techniken verlangt. das entscheidende ist, dass leute wie winther (der sich als produzent ja sehr verdienstvoll um repräsentationen afroamerikanischer kultur bemüht hat) natürlich kein „rassist“ ist, aber sich eben nie die frage gestellt hat, mit welchen prämissen (der belichtung etc.) er seine held*innen fotografiert hat. im fall von dyanis afrika-album stellt er den leader vor ein fenster und es fällt ihm halt nicht auf, das ihm sein hauptmotiv absäuft (über assoziationen wie joseph conrads „figures“ – immer statt „men“ oder dergleichen – muss man sich da nicht wundern, wenn der titel „afrika“ lautet). oder im fall von ANGOLIAN CRY sieht man die blonde frau unter dyanis ellbogen deutlicher und detailreicher als dyani selber, von dem allenfalls die zähne im normalfeld der belichtung liegen.

bei solchen fragen seiner wege zu gehen, muss man sich leisten können.

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