Antwort auf: Die Trompete im Jazz

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gypsy-tail-wind
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@soulpope Mit „persönlichen Vorlieben“ oder „Geschmack“ kann jederzeit trefflich jede Diskussion gekappt werden, das ist schade. Mein Punkt war der von der Konstanz und dabei relativen Brillanz Byrds – das scheint mir bei den anderen Leuten, die redbeans ins Rund warf, viel weniger klar zu sein. Diese Verlässlichkeit hatten Farmer oder Mitchell auch, aber ein Coles oder Williams oder Hardman soweit ich es höre ziemlich eindeutig nicht (dafür – und ich kippe jetzt zum „Ich“ – können sie mich wiederum auf eine Art berühren, die einem Byrd oder Farmer oder Mitchell eher selten hinkriegen, ein Hardman für mich aber eigentlich gar nie). Von den dreien, die ich jetzt als äusserst konstant in den Ring warf, mag ich persönlich Farmer am liebsten.

Nat Adderley ist eine interessante Frage @vorgarten – er hat ja auch abseits der Band von Cannonball und seinen eigenen, teils ja hervorragenden Riverside-Alben immer wieder bei sehr guten Sachen mitgemacht, etwa beim Jazzland-Album von Paul Gonsalves, bei den Riverside-Alben von Don Wilkerson und James Clay (von Cannonball produziert, Barry Harris und Sam Jones sind bei erstem, Victor Feldman, Jones und Louis Hayes bei letzterem dabei, die zählen also eigentlich nur halb), bei zwei schönen King Curtis-Alben für Prestige, später auch auf den Ellington-Hommagen von Kenny Burrell (Fantasy), bei einer Ellington-Session in den Sechzigern taucht er auch noch auf (und ist er eigentlich der Trompetensolist auf Sonny Rollins & Brass?), oder mit Gene Ammons, Dexter Gordon, Benny Golson … sehr gerne mag ich auch die Band von J.J. Johnson mit Adderley (1958/59, also direkt vor die Adderleys so richtig durchstarteten – Nachfolger bei Johnson war dann übrigens Freddie Hubbard). Es war ja bei den Adderleys so, dass sie sich stets als Co-Leader verstanden und Nat auch immer gleich verdient haben soll wie Cannonball – der Deal war wohl: wessen Name halt grösser wird, unter dem machen wir weiter. Im Quintett/Sextett waren sie aber wohl immer gleichberechtigt … dass Cannonballs Name grösser wurde, dass er später sogar als Innovator betrachtet wurde, liegt wohl in der Natur der Entwicklung, die das Unterfangen nahm. Ob das alles fair ist, weiss ich nicht, es scheint aber schon so, dass mehr künstlerischer Input von Cannonball kam, Nat war wohl Kassenmeister und natürlich überragender Solist, aber wohl weniger derjenige, der die neuen Impulse gab.

Dass Adderley auch mir bei einer solchen Diskussion nicht umgehend einfällt, hat wohl auch mit der Symbiose mit Cannonball zu tun … aber gut, ich liess gestern bei meinem Versuch, einen Umriss zu zeichnen, noch einige andere weg oder erwähnte sie nur ganz schnell.

Was mich aber sehr interessieren würde, ist, mal die Spur von Art Farmer zu verfolgen, der ja mit Gigi Gryce, Hank Mobley und sogar im Quintett von Horace Silver schon mitten im Hard Bop stand, aber schon da eher in der „lyrischen“ Ecke desselben, was sich mit dem Jazztet nochmal zuspitzte und auf eine Spur führte, die irgenwdie schon sehr eigen ist. Mir fällt – ausser passenderweise Golson – niemand Vergleichbares ein, John Lewis ist ja nochmal ein anderer Fall … und da nochmal die Erinnerung dran, was hier zwar jetzt off-topic ist, aber in den Rahmen der Diskussion, die hier in den letzten Tagen lief, doch passt: bei Lewis gibt es ja auch eine wunderbare Session mit Paul Gonsalves, Trompeter ist dort dann übrigens Herb Pomeroy, der wohl auch eine Chance gehabt hätte, wenn … – und auf einer weiteren Session des Albums, „The Wonderful World of Jazz“, sind Eric Dolphy und Golson zu hören, erneut mit Pomeroy, und Gunther Schuller spielt auch mit.

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