Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Bleigewitter a.k.a. Antreten zum Beten (Reverendo Colt, León Klimovsky / Marino Girolami, 1970)

Der Film kommt im Gewand eines klassischen Italowestern daher. Der Titel, die Filmplakate bzw DVD-Cover und die Geschichte von zum Priester bekehren ehemaligen Kopfgeldjäger Miller, der zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt wird und daher erneut zum Colt greifen muss, alles das ließ mich einen zynischen und dreckigen Film erwarten. Zu Beginn erfüllt Bleigewitter diese Erwartungen, besonders in der Szene die dem Zuschauer erklärt, warum Miller zum Mann Gottes wird. Da nimmt er Rache an den Mördern seines Vaters in einer in Zeitlupe gezeigten Schießerei. Dabei gerät ihm versehentlich ein kleiner Junge in die Schussbahn und stirbt. Das ist aber die letzte wirklich genretypische Szene. Danach gibt es zwar einige weitere „Bleigewitter“, doch diese sind weit weniger drastisch, oftmals gibt es gar keine Opfer, und wenn doch, dann geht das Sterben eher undramatisch vonstatten. Schuss, Sturz, Tod. Neben der geringen Härte erstaunte mich die fast völlige Abwesenheit von jedem Zynismus, jeder Düsterkeit. Stattdessen bietet der Film reichlich Komik (auch unfreiwillige) und sogar Romantik. Und zwar ohne Brüche. So darf Reverend Miller, nachdem die Schurken besiegt (aber nicht etwa getötet worden) sind noch seiner Vorfreude darüber Ausdruck verleihen demnächst gleich drei Trauungen vornehmen zu dürfen. Zwei dieser Paare haben sich dabei erst im Verlauf des Films gefunden.
Abgesehen davon, dass Bleigewitter jede Erwartung unterläuft ist er teilweise etwas zerfahren, einzelne Elemente fügen sich einfach nicht harmonisch in das Ganze ein. Von einem Totalausfall ist der Film aber immer noch weit entfernt. Er ist einfach mittelmäßig, kann unterhalten, aber nicht fesseln.

5/10

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame