Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #11001241  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Zwei rechnen ab (Gunfight at the O.K. Corral, John Sturges, 1957)

    Der Film wurde wegen des Todes von Kirk Douglas relativ kurzfristig ins Programm von ARTE genommen. Für mich eine gute Wahl, da ich ihn noch nicht kannte. Neben Douglas als Doc Holliday spielt Burt Lancaster den den Wyatt Earp. Dass beide ihre Rollen hervorragend ausfüllen ist wenig überraschend. Die Anlage des Doc dagegen schon ein wenig. Seine negativen Seiten, sein Alkoholkonsum, seine Neigung zur Gewalt und seine Spielerei werden in allen mir bekannten Darstellungen gezeigt, hier ist er aber darüber hinaus höchst misogyn und gewalttätig gegenüber Kate, seiner on/off-Beziehung. Zwar rechtfertigt der Film das durch den Charakter Kates (bzw. versucht es), aber sympathisch macht das Doc Holliday dem (modernen) Zuschauer nicht.
    Nicht uninteressant, aber letztlich für die Rezeption des Films belanglos ist ein Abgleich zwischen den realen Ereignissen und der Darstellung durch Sturges. Ich jedenfalls sehe lieber seine fast fünf minütige Filmversion der Schießerei am OK Corral als eine realistische, die nach 30 Sekunden vorbei ist. Denn frei nach Ford bevorzuge ich hier die zur Wahrheit gewordene Legende.
    Insgesamt ein starker Western, doch ich schätze Sturges zweite Bearbeitung des Themas (Die fünf Geächteten / Hour of the gun, 1967) noch deutlich mehr.

    8/10

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #11005537  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,059

    Feine Rezis, Motörwolf.

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    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
    #11005701  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Herzlichen Dank Stormy!

    Blut am Fargo River (Dakota, Joseph Kane, 1945)

    Der Spieler John Devlin heiratet gegen den Willen ihres Vaters, eines Eisenbahnmagnaten, die eigensinnige Sally Poli. In der Folge muss das junge Brautpaar vor dem Zorn des Vaters fliehen, um irgendwo ein neues Leben als Farmer zu beginnen. Nach einigen Abenteuern erreichen sie ihr Ziel, wo ihre Ankunft einen reichen Kriminellen glauben macht, sie kamen im Auftrag der Bahn um Land zu kaufen, was ihn dazu treibt, ihnen mit brutalen Mitteln zuvorzukommen.
    Ein B-Western, dessen Anspruch auf Nachruhm hauptsächlich darin besteht, dass John Wayne die Hauptrolle spielt. Das soll nicht heißen, dass der Film zumindest dem Genrefan nicht mehr als eben den späteren Superstar bietet. Es gibt einige ganz hübsche Szenen zu sehen und auch einige der Nebenfiguren sind durchaus nett (das ist hier nicht mit der dem Wort oft angehängten negativen Konnotation zu lesen). Der stets zwischen Zorn und zärtlicher Vaterliebe schwankende Poli Sr. hat ein paar witzige Momente, ebenso der schrullige Kapitän eines Flußschiffes, auf dem die Helden reisen, der seinen Kahn vermenschlicht und mit ihm spricht wie mit einem störrischen Angestellten. Der tatsächliche Matrose dagegen ist ein fauler und stets schläfriger Schwarzer, dessen Anlage aus heutiger Sicht höchst rassistisch ist, damals aber wohl als liebevoll wahrgenommen wurde. Sally ist dagegen relativ modern entworfen, sie ist es letztlich, die in der Beziehung die Hosen an hat und John mehrfach mit ihren Entscheidungen überrumpelt. Das alles ist ziemlich charmant, leider ist aber die Geschichte des Antagonisten unnötig kompliziert dargestellt, was dem Film nicht gut tut. Trotzdem, ich hatte meinen Spaß. Um dem Film gerecht zu werden lege ich bei der Punktevergabe keine modernen Maßstäbe an sondern versuche ihn aus seiner Zeit heraus zu bewerten. Damit käme ich auf

    6-7/10

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #11005983  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Winde der Wildnis (Winds of the Wasteland, Mack V. Wright, 1936)

    Und noch ein B-Film mit John Wayne. Dieser ist sogar weniger als eine Stunde lang und lief im deutschen Fernsehen als Zweiteiler in der von mir als Kind heiß geliebten Reihe Western von Gestern. In dieser Fassung ist der Film als Bonus auf der Blut am River Fargo-DVD enthalten. Und was soll ich sagen, schon beim WvG-Intro ging mir das Herz auf. Nostalgie pur. Die Geschichte, die im Film erzählt wird, ist dem Genre und der Zeit entsprechend gradlinig und einfach. Es geht um zwei ehemalige Pony Express-Reiter, die gemeinsam eine Postkutschenlinie eröffnen wollen und schon bei der Geschäftsgründung übers Ohr gehauen werden. Natürlich überwinden sie alle Widerstände, machen dabei aus einer Geisterstadt eine regelrechte Boomtown, gewinnen ein Postkutschenrennen und einer findet auch die Liebe. Nichts daran ist raffiniert oder auch nur überraschend. Das ist aber völlig gleichgültig, denn diesen Anspruch hat der Film nicht. Er ist einfache, geradezu naiv-unschuldige und teils recht humorige Unterhaltung, und als solche macht der Film alles richtig. Die Helden sind ohne Fehl und Tadel, die psychologischen Brüche des Westerners werden erst viele Jahre später filmisch erforscht. Die Action ist spektakulär für die Zeit, besonders das Rennen, das den Höhepunkt darstellt.
    Ich bin außerstande, irgendwelche Mäkel an dem Film zu finden. Ich gebe daher die volle Punktzahl. Das heißt nicht, dass ich ihn auf einer Stufe mit beispielsweise Liberty Valance sehe, aber der Vergleich wäre auch hanebüchen. Es heißt nur, dass der Film das, was er sein will, perfekt umsetzt.

    10/10

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    #11007503  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

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    Bleigewitter a.k.a. Antreten zum Beten (Reverendo Colt, León Klimovsky / Marino Girolami, 1970)

    Der Film kommt im Gewand eines klassischen Italowestern daher. Der Titel, die Filmplakate bzw DVD-Cover und die Geschichte von zum Priester bekehren ehemaligen Kopfgeldjäger Miller, der zu Unrecht eines Verbrechens bezichtigt wird und daher erneut zum Colt greifen muss, alles das ließ mich einen zynischen und dreckigen Film erwarten. Zu Beginn erfüllt Bleigewitter diese Erwartungen, besonders in der Szene die dem Zuschauer erklärt, warum Miller zum Mann Gottes wird. Da nimmt er Rache an den Mördern seines Vaters in einer in Zeitlupe gezeigten Schießerei. Dabei gerät ihm versehentlich ein kleiner Junge in die Schussbahn und stirbt. Das ist aber die letzte wirklich genretypische Szene. Danach gibt es zwar einige weitere „Bleigewitter“, doch diese sind weit weniger drastisch, oftmals gibt es gar keine Opfer, und wenn doch, dann geht das Sterben eher undramatisch vonstatten. Schuss, Sturz, Tod. Neben der geringen Härte erstaunte mich die fast völlige Abwesenheit von jedem Zynismus, jeder Düsterkeit. Stattdessen bietet der Film reichlich Komik (auch unfreiwillige) und sogar Romantik. Und zwar ohne Brüche. So darf Reverend Miller, nachdem die Schurken besiegt (aber nicht etwa getötet worden) sind noch seiner Vorfreude darüber Ausdruck verleihen demnächst gleich drei Trauungen vornehmen zu dürfen. Zwei dieser Paare haben sich dabei erst im Verlauf des Films gefunden.
    Abgesehen davon, dass Bleigewitter jede Erwartung unterläuft ist er teilweise etwas zerfahren, einzelne Elemente fügen sich einfach nicht harmonisch in das Ganze ein. Von einem Totalausfall ist der Film aber immer noch weit entfernt. Er ist einfach mittelmäßig, kann unterhalten, aber nicht fesseln.

    5/10

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    #11007507  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,838

    @motoerwolf: Du bist ja auf dem Western Trip!  :bye:

    #11007519  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Ja, kann man so sagen.
    Ich hinke mit den Rezensionen zwei Filme hinterher. Der nächste wird kein Western, sondern der Schrecken vom Amazonas, danach kommt Days of Jesse James. Für heute habe noch keinen Film geplant, morgen gibt’s im Kino Birds of Prey. Und spätestens Montag müsste mein Paket mit neuen DVDs ankommen, da sind wieder zahlreiche Westen drin (siehe den Meine neueste DVD-Thread).

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #11008407  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Der Schrecken vom Amazonas (Creature from the Black Lagoon, Jack Arnold, 1954)

    Wurde höchste Zeit diesen Klassiker endlich zu sichten und damit eine Bildungslücke zu schließen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die eigentliche Geschichte ist natürlich nicht besonders originell und enthält ein paar egelrecht unsinnige (aber nebensächliche) Elemente und wirklich „platte“ Szenen. Sich darüber bei einem Horrorfilm zu beschweren wäre aber noch unsinniger. Zumal man dafür reichlich entschädigt wird durch wirklich wunderbare Aufnahmen (besonders die Unterwassersequenzen sind stark) und ein Monster, das erstens ganz hübsch häßlich ist und zweitens glaubwürdig umgesetzt (wiederum besonders unter Wasser). Subtiler als es beispielsweise bei King Kong der Fall war, aber dennoch eindeutig, ist die erotische Komponente der Bedrohung durch den Wassermann. Ganz genau wie Kong ist es jedoch letztlich das Monster, das der Erotik zum Opfer fällt. Scheinbar wiegt es eben moralisch schwerer, wenn der Hüter des Paradieses der Versuchung erliegt als wenn (weiße) Menschen das Paradies unerlaubt betreten und letztlich besudeln.

    8,5/10

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #11009025  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Jesse James unter Versacht (Days of Jesse James, Joseph Kane, 1939)

    Bei diesem Film habe ich ein großes Problem mit einer fairen Bewertung. Auf der mir vorliegenden DVD ist die Originaltonspur für mich leider in großen Teilen unverständlich aufgrund der dem Alter geschuldeten schlechten Qualität und weil die Nebenfiguren teils alles andere als Schulenglisch sprechen. Untertitel gibt es leider keine. Die deutsche Tonspur stammt aber direkt aus der Hölle. Ich glaube, man könnte jederzeit in nur einer Stunde talentiertere Sprecher in jeder Fußgängerzone finden.
    Der Film gehört in eine ganze Reihe ähnlicher Werke, welche die legendären Outlaws des Westens entweder verharmlosen oder glorifizieren. Jesse James ist hier mehr oder weniger ein Gentleman, ein treusorgender Familienmensch und recht charmant. Dagegen ist es ein skrupelloser Bankier, der das eigentliche Verbrechen begeht und es James in die Schuhe schiebt, und es sind Gesetzeshüter, denen das egal ist und die nur die auf James ausgesetzte Belohnung im Kopf haben. All das ergibt einen flott erzählten Western, der mir (von der Tonproblematik abgesehen) gut gefallen müsste, käme mir da nicht die Figur des Roy Rogers in die Quere. Er ist mir wie immer zu glatt und makellos, mit zu vielen Talenten ausgestattet. Egal was zu tun ist, Rogers kann es. Selbst wenn in seinen Western ein außerirdisches Raumschiff bruchlanden würde, er könnte es reparieren und würde dabei so Sachen sagen wie: „Ich bin in einer rauen Gegend aufgewachsen. Da gab es keinen Schmied oder so. Da musste man alles selber richten, und das hat Vater mir schon früh beigebracht.“

    5/10

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #11009369  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,838

    The Irishman (USA/2019/Martin Scorsese) auf Netflix
    Auch für Mafiosi ist das Altern scheiße.

    #11009409  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,159

    Warte, bis es dunkel ist (Wait Until Dark, Terence Young, 1967)

    Ein auf einem gleichnamigen Theaterstück basierender Thriller mit Audrey Hepburn. Eigentlich könnte ich mit diesem Satz schon zu schreiben aufhören. Audrey Hepburn ist einfach grandios. Gutaussehend. Hervorragend spielend. Und habe ich erwähnt, dass sie irrsinnig hübsch und talentiert war?
    Hier spielt sie eine durch einen Unfall erblindete Frau, die ohne eigenes Zutun in ein Drogengeschäft verwickelt wird. In einem Kammerspiel muss sie die Gangster, die sich als Freund ihres Gatten, als Cop und als eifersüchtiger Fremder und dessen Sohn tarnen nicht nur durchschauen, sondern sich schließlich ihrer auch erwehren. Wie sie das macht ist Filmfreunden sicher bekannt.
    Das der Film trotz der starken Leistung von Hepburn, aber auch von Alan Arkin, der ihren gefährlichsten Gegner spielt, von mir nicht die volle Punktzahl bekommt liegt an ein paar Schwächen des Buches. So ist die Exposition zu lang geraten, und Hepburns Figur teilweise ein wenig unglaubwürdig. Denn einerseits ist sie erst kürzlich erblindet und muss erst noch lernen, mit dieser Behinderung umzugehen, andererseits hat sie scheinbar schon das die Behinderung kompensierende perfekte Gehör. Auch ist das Geheimnis, wo wohl die als Drogenversteck dienende Puppe hin sein könnte dem erfahrenen Zuschauer recht schnell keines mehr. Der Spannung tut das aber keinen Abbruch. Und außerdem: Audrey Hepburn spielt die Hauptrolle!

    8/10

    --

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    #11009519  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 5,946

    Die guten alten Zeiten, als George W. Bush noch der dümmste Präsident ALLER Zeiten war. Where did it all go wrong?

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #11009521  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

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    Beiträge: 78,408

    George W. Bush hat sich vor einiger Zeit ja sogar selbst auf die Schippe genommen im Zusammenhang mit Trump… (so schlimm sei er selbst dann doch nicht gewesen…)

    Aus vergleichender Sicht: Ich vermute, Trump ist das größere Arschloch und der noch ignorantere Typ (und in dieser Hinsicht wohl nicht mehr zu übertreffen).

    Das erinnert mich an die Äußerung einer italienischen Frau, die meinte, ich sei das größte Arschloch, das sie kennt.
    Und was ist mit Berlusconi?
    Der hat mehr Geld.
    So, so…. :wacko:

    zuletzt geändert von mozza

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    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
    #11009561  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 5,946

    mozza(und in dieser Hinsicht wohl nicht mehr zu übertreffen).

    Der war gut.

    --

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    #11009565  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 78,408

    pfingstluemmel

    mozza(und in dieser Hinsicht wohl nicht mehr zu übertreffen).

    Der war gut.

    Wie jetzt? Das war kein Scherz.

    Wie soll man denn Trump im Sinne von Ignoranz noch übertreffen?

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    young, hot, sophisticated bitches with an attitude
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