Antwort auf: il n’y a pas de hors-texte – Text und Interpretation

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gypsy-tail-windJa, das war vielleicht blöd formuliert (gestern rasch während des grossen Schmauses in der Zigarettenpause der Begleitung geschrieben) … aber für mich gehört Hahn da wirklich nicht annähernd zur – grossen – Grundausstattung (Menuhin wohl bis heute auch nicht, aber da bleibe ich dran). In jüngster Zeit hat ja Zehetmair die „sei“ wieder aufgenommen, da möchte ich wohl auch noch reinhören. Ansonsten ist die Auswahl an feinen Aufnahmen so gross: Heifetz, Milstein, Grumiaux, Szigeti, Martzy, Szeryng von den „Alten“, Haendel könnte man da noch dazunehmen, halt quasi verspätet … und dann jüngeren Datums Huggett, Mullova, Schmitt, Beyer, und allen voran Isabelle Faust – Hahn brauche ich da dann irgendwie eigentlich gar nicht, fand v.a. den Nachschlag aber wirklich etwas enttäuschend. Nicht nur Menuhin fehlt (vermutlich fahrlässigerweise) in der Liste, auch Kremer, von dem ich zwar beide Einspielungen schon oberflächlich angehört habe (London/Decca 1980 und ECM 2001), auch die von Zehetmair aus den frühen 80ern hat sich mir längst nicht eingebrannt …

Es ist vielleicht auch eine Frage der persönlichen Geschichte, der Hörreihenfolgen und dessen, was dann so im Leben sich einstellt. Und dann trifft man irgendwann Entscheidungen, die immer nur mehr oder weniger begründet sind, sub specie aeternitatis. Und nebenbei natürlich ist auch wichtig, wie viel man hört; bei mir ist das ziemlich überschaubar. Kremer z. B., seine erste Einspielung möchte ich nicht mehr missen, obwohl ich sie erst vor Kurzem wiederentdeckt habe. Und obwohl das die erste Einspielung der „sei“ war, die ich gehört habe – neben Menuhin. Ihn, Menuhin, würde ich Martzy bei Bach wohl vorziehen, aber was heißt das? Mir geht es nie um den Überblick, sondern, mit Roland Barthes, um das „Punctum“. (Was Du wohl mit Einbrennen benennst.) Den entscheidenden Moment, das Ausscheren, den Ausraster meinetwegen, das Verstörende und manchmal auch Zerstörende in ansonsten wohlbekannter oder -gepflegter Umgebung. Ob dafür Hahn das beste Exempel ist, weiß ich nicht, vielleicht nicht. Aber zig andere sind es auch nicht.

Zehetmair, das habe ich nicht mitbekommen. Ich kann und möchte auch nicht jede Veröffentlichung – jeden „Beitrag zum Verständnis von …“ – haben. Kann gewiss sein, dass ich Zehetmair haben sollte. Anderseits ist da das Werk selbst noch, und, wir hatten es schon einmal davon, mir geht es da so, dass ich die Musik am liebsten im Kopf höre, zwischen den Ohren, nicht mit ihnen. Das geht natürlich nicht … wirklich.

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