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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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gypsy-tail-windHm, ich weiss auch keine Lösung – aber private Sponsoren sollen gefälligst 70% Steuern bezahlen und dann verschwinden – die Mär von der Abnahme der Innovation, Invenstitionsbereitschaft usw. bei höheren Steuern ist ja bloss: eine Mär. Eine, die sich aber seit Reagan erfolgreich hält. Einerseits ist doch ein Konzert gerade beim Achtsamkeitsgebabbel derjenigen, die lieber (noch) weniger Steuern zahlen möchten, ein pures Geschenk: es bietet die Möglichkeit, zwei Stunden mit sich zu sein, sich aus der Welt zu verabschieden, sich mit etwas auseinanderzusetzen ganz ohne Störungen (okay, die Huster sollen auch verschwinden, für die macht keiner ein Konzert und sie wären auch lieber anderswo – es ist aber schon verblüffend, wie bei den vier Konzerten, über die drüben gerade berichtet habe, praktisch nicht gehustet wurde … gehustet wird eben beim MozartBeethovenBrahmsSchubertSchuamnn-Kontinuum, beim Pflichtanlass fürs Möchtegernbildungsbürgertum, das sich ja längst eher über die Steuern definiert, von denen es gern weniger hätte, wie gesagt). Daraus müsste doch, ganz im Geist der erwähnten Klasse, zu der ja die Veranstalter zu oft leider auch gehören bzw. der sie auch in den anderen Fällen viel zu sehr ausgeliefert sind, Kapital zu schlagen sein. Aber das Verdummugnsgeschäft läuft halt anderswo viel besser, das ist schon klar … Andererseits ist da eben das Publikum, das ich nicht begreife. Warum will die 80jährige, die kaum noch was hört und permanent die anderen stört, weil sie mit dem Programmheft raschelt, ein Bonbon auspackt, sich räuspert (die pathologischen Huster und Räuspererinnen haben ja nichts mit Hustattacken zu tun, deren InhaberInnen ja in aller Regel sofort aufstehen und rausgehen), warum will die Dame zum 37. Mal KV 441 hören und Beethoven 7 (wo die Mansplainer dann beim zweiten Satz zu ihren Begleitungen mit hohen Absätzen und kurzen Kleidchen flüstern: „das ist es jetzt!“), warum immer wieder nur „Le nozze di Figaro“ und Brahms 4? Warum überhaupt kaum Kammermusik, warum ist schon Ravel zu modern? Warum darf Bach auch 60 Jahre nach den Anfängen von Harnoncourt, Leonhardt etc. noch nicht so klingen? Was ist mit diesen Leuten genau los, wie deppert und beschränkt sind die eigentlich? Und doch halten sie sich für eine Elite, verfeinert und hochgebildet – und natürlich hat man den Klunker am Hals und die Brosche nicht aus dem grünen Gewölbe sondern aus dem Familienerbe, bös waren allenfalls die Vorfahren vor sieben Generationen, das liegt angenehm weit zurück und es ist leicht, Erb*in zu sein unter diesen Umständen, angenehm gebettet). Was mich am Konzert stört (lustigerweise in der Oper fast weniger, dort ist der Anteil schrulliger Leute und echter Fans höher, dünkt mich), ist in erster Linie das Publikum – ich mag mich mit den meisten Leuten eigentlich nicht gemein machen, aber es gibt halt keine Parallelwelt, in der andere Leute die Säle füllen.
Ich sage nur …. J-A-W-O-H-L !!!
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)