Antwort auf: Literarische Begegnungen (Lesungen)

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ford-prefect
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Gerhard Steidl – Zeughaus C5 (Reiss-Engelhorn-Museen), Mannheim, 12.11.2019
Vortrag: Die Renaissance des Analogen in der digitalen Welt

Um die zahlreich erschienenen Besucher, etwa 60 an der Zahl, nicht zu langweilen, gestaltete Gerhard Steidl, der berühmte Verleger und Drucker von Günter Grass, Karl Lagerfeld und Oskar Negt aus dem hessischen Göttingen, seinen Vortrag im Zeughaus C5 der Reiss-Engelhorn-Museen nicht allzu akademisch, sondern erzählte praktisch davon, wie sein Arbeitsalltag aussieht. „Ich fange um 5:30 Uhr an, da ich es liebe, in den Morgenstunden zu arbeiten. Noch früher stand nur Karl Lagerfeld auf, der mich dann mit Faxnachrichten übersäte“, erklärte Verleger Gerhard Steidl, der nicht nur eine Bibliothek für US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus einrichten durfte, sondern auch eine Bücherei im Bundeskanzleramt, mit den Gesamtwerken von Grass und Oskar Negt. Für seine verlegerische und drucktechnische Arbeit sei mittlerweile das Computerprogramm Adobe Photoshop unverzichtbar, wofür Steidl regelmäßig Lizenzgebühren für den Gebrauch abführen muss. „Mache ich das nicht, kann ich den Laden dicht machen“, verriet Vortragsredner Gerhard Steidl, der sich als begnadeter Geschichtenerzähler herausstellte.

Trotzdem weiß der Büchermacher, der mal in Kooperation mit Karl Lagerfeld ein nach Büchern duftendes, jedoch kommerziell erfolgloses Parfum namens „Paper Passion“ herausbrachte, von den Vorteilen des technischen Fortschritts. In diesem Zusammenhang verglich Gerhard Steidl das Produzieren von Büchern mit dem Kochen eines delikaten Menüs. „Beste Zutaten erzielen beste Ergebnisse. Kommt das Papier in unserer Lagerhalle an, wird es erst mal wie ein gutes Steak abgehangen“, gewährte Gastredner Steidl einen Einblick in seinen Verlag, den er „mein Orchester“ nennt, wobei die von ihm anzuweisenden Mitarbeiter die Orchestermitglieder seien, die miteinander gut klingen müssen. Von Künstlerstar Joseph Beuys habe Steidl in den 1970er Jahren gelernt, sich von Goethes Farbenlehre inspirieren zu lassen. „Die Farbenlehre von Goethe hilft mir bis heute, bessere Bücher zu machen“, versicherte der Verleger.

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