Antwort auf: jaimie branch

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gypsy-tail-wind
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snowball-jackson
@ gypsy-tail-wind: Wollte mit meinem „Überheblichkeits-Kommentar“ keinesfalls deine Kennerschaft, deine Ehre or what ever anzweifeln…aber dein von mir erwähnten Kommentar klang so. Da du/ihr das Album ja nur zweimal gehört habt…eh alles aus einer Hypeblase kommt und auch noch von jungen Leuten konsumiert wird die sich dabei stylish anziehen…das kann nichts sein. Hypealarm und ich bekomm Angst dass mein geliebtes Jazzgenre mit solchen Hipstern besudelt wird. Aber halt: die kommen höchsten bis Sun RA und das ist ja kein richtiger Jazz. Puh nochmal Glück gehabt.

Blödsinn. Wenn Du hier mitliest, kennst Du meine Meinung zu Sun Ra vielleicht? Und sonst ist es wohl Wurst, aber dann können wir weiter in Ruhe parallel weiterleben, ist dann auch egal (ich beobachte bloss, wie das Arkestra heute, unter Marshall Allen, beim Publikum als Sensation abgeht – und nein, es geht nicht um Arroganz oder Besserwisserei, ums Näschen in der Höhe, es geht darum, dass solche Musik seit den Fünfzigern oder noch länger da ist, dass sie teils sogar besser da war, aber dass das auch heute keine Sau interessiert, es ist halt etwas anstrengender den Dingen auf den Grund zu gehen als auf der Welle mitzusurfen … das bringt mich nicht in Rage sondern eher zum Heulen – es geht nicht um Besudeln sondern um die Oberflächlichkeit bzw. den Mangel an Neugierde, aber das ist ein Thema, das weit weg führt … von mir aus kommt alle mit und öffnet die Ohren und alles ist gut).

Obendrein habe ich das neue Album zweimal gehört, das erste wohl über ein Dutzend Male, und „An Unruly Manifesto“ auch schon ein halbes Dutzend mal – und im Gegensatz zu euch allen habe ich branch auch schon live erlebt. Es mag jetzt wohlfeil scheinen, wenn ich das schreibe, aber glaub mir: ich bin selbst am untröstlichsten, dass ich ihr Spiel nicht besser mag. Meine Meinung geht da auch gar nicht konform mit den Leuten, die ich bei Konzerten und Festivals öfter mal antreffe – bei vielen von ihnen geniesst jaimie branch einen guten Ruf … aber auch das ändert halt nichts, wenn bei nur wenig ankommt (ein ähnlicher Fall, aber das ganz jenseits der Trends, ist die Saxophonistin Angelika Niescier, die sich mir auch partout nicht erschliessen will … da gehe ich Ende Monat aber mal wieder einen Versuch machen, wenn sie im Duo mit Alexander Hawkins auftritt … a propos Hawkins, da ist mal ein Engländer, den man gerne etwas hypen könnte!)

wahr
Ich kann zwar mit Kamasi Washington auch nichts mehr anfangen, zumindest mit der letzten 3CD nichts, finde es auch sehr aufgesetzt und einzig die Coverversion aus dem BruceLee-Score gefällt mir, aber ansonsten bin ich das lebendige Gegenbeispiel: Ich mag die Shabaka-Hutchings-Projekte und Yazz Ahmed, ließ mich davon und von Washinton näher einsaugen in den Jazz-Kosmos, bin dann unter anderem zum späteren Coltrane gekommen (und hangel mich weiter zu seinen früheren Sachen, gehe also den umgekehrten Weg, habe (auch durch dich) das Art Ensemble Of Chicago entdeckt, bin bei Albert Ayler und Marion Brown gelandet, mache Stopps bei Wayne Shorter, finde mit Freude bei Bandcamp Living By Lanterns und James Brandon Lewis, und so weiter. Das spillt aber sowas von over bei mir. :)

Da ist ja auch super so … ich finde es auch total faszinierend zu verfolgen, wenn Leute mit anderem Background ( :bye: @friedrich!) sich den Jazz zu erschliessen anfangen. Gerade die Kreise, die Du ziehst, finde ich höchst interessant! Es fällt mir dabei als „jazzhead“ auch öfter schwer, einzuschätzen, was denn nun in welchem Fall als Empfehlung passen könnte … aber das macht ja nichts, wenn ich hier meine Monologe führe und jemand (auch später) drüberstolpert und sich die brauchbaren Anregungen herauspickt, ist das doch fein!

Living by Lanterns ist bei mir übrigens eine der euphorischsten Live-Erinnerungern aller Zeiten – ich konnte bis heute zuhause keine Musik dieser Combo anhören, aber irgendwann wird der Abstand reichen (es sind erst sechseinhalb Jahre, das reicht noch bei weitem nicht) :-)

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