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Ein paar Anmerkungen
ELO als Band im Studio: Wie haben denn ELO das allererste Album aufgenommen? Sicher nicht als Band. Das waren Roy Wood und Jeff Lynne, und Bev Bevan sah ab und zu mal vorbei und fand es so grausam, dass er sich teilweise weigerte, Schlagzeug zu spielen. Am ehesten als Band wurde ELO 2 eingespielt, da war viel live im Studio. Bei den folgenden Alben wurden noch die grundlegenden Rhythustracks zusammen eingespielt, ab Mitte der Siebziger war es laut Mack so, dass das in wenigen Stunden erledigt war und dann er und Jeff, manchmal unterstützt durch Richard ewig daran herumbastelten. Ab Out Of The Blue werden die Streicher auf der Plattenhülle nur noch gelistet, mitgespielt haben sie nicht. Don’t Bring Me Down war im Wesentlichen nur Jeff und Mack und Drumloop von Bev Bevan, der keine Lust hatte. Was Time betrifft, so war Kelly Groucutt zum Beispiel gar nicht in LA dabei, wo Jeff und Richard Hold On Tight und Another Heart Breaks ausarbeiteten. Richard wiederum war wohl nicht in Paris und Stockholm bei den anfänglichen Time-Sessions dabei. Mehr noch als BOP war Secret Messages zu großen Teilen Jeff Lynne alleine, oder aber mit Dave Morgan und Richard Tandy, weniger mit Kelly, der in Hilversum wohl schon gar nicht mehr dabei war. Und Bev? Maximal zu hören auf drei-vier Stücken. ELO waren auch in ihrer ersten Ära nie eine typische Band im Studio. Auch da war schon ein deutlicher Unterschied zwischen Liveband und Studioprojekt angelegt. Erst jüngst hat Jeff Lynne in einem Interview wieder gesagt, dass ihm früher vielleicht ein paar mehr Leute geholfen haben, er aber am Schluss immer das gekriegt habe, was er wollte, und es seine Festlegungen waren.
b) Was ist denn der „richtige“ ELO-Sound?
Schaut man auf das ursprüngliche Konzept, war Out Of The Blue schon der falsche Weg, weil „Light Orchestra“ ja bedeutete, dass alle Streicher Bandmitglieder waren. Der Sound war immer im Wandel, mal mehr, mal weniger. Klar, wenn man bei Out Of The Blue aufgehört hat zu sammeln und jetzt dieses Album betrachtet, muss das ein Schock sein: Man erwartet was Großes, und jetzt macht Jeff genau das Gegenteil: Statt über 70 Minuten nur ein knappes Album, statt Intros und Suiten stattdessen präzise knappe Dreiminutensongs. Wer so rangeht, der wird natürlich dazu verleitet, nach einem Hördurchgang das Album enttäuscht beiseite zu legen und seine eigenen Stärken (also die des Albums) nicht wahrnehmen. Und wenn jemand sagt, es ist nicht ELO, muss ich sagen, es ist eine weitere Facette, die sich sehr gut nachvollziehen lässt, wenn man Jeff Lynne über die Jahre verfolgt hat. Und es gibt SEHR WOHL jede Menge Anknüpfungspunkte an frühere Alben. Und sogar jede Menge elektronischer Streicher. Also ein Song wie das sträflich unterschätzte Losing You badet förmlich darin. Aber auch bei vielen anderen Stücken wie Help Yourself oder gar beim Rocker One More Time (genau hinhören!) gibt es dieses Stilelement. Ausserdem war ELO schon immer nicht nur auf Streicherexperimente ausgerichtet und für mich nie das entscheidende Kriterium für die Ambition eines ELO-Albums.
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