Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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redbeansandrice

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Christian Escoude Octet – Gipsy Waltz

Ich bin inzwischen ein bisschen weiter mit den ganzen Escoude Alben der 90er oder, wie hier, spaeten 80er. Vor dem Hoeren hatte ich ein bisschen Angst, dass das hier sehr suessliche Musette-Musik sein wuerde… Das kann man aber eigentlich echt nicht sagen… denn zum einen kommt die Musik recht spuerbar aus den 80ern und zum anderen ist Escoude am Ende doch ein Bebopgitarrist, sein Spiel viel zu sehr auf komplexe Linien ausgelegt um es allzu gemuetlich zu machen… Dennoch: Die Oktettbesetzung mit vier Gitarristen, Akkordeon (Marcel Azzola, der das schon bei Brel in den 60ern gespielt hatte), Cello (Vincent Courtois), Bass und Schlagzeug (auf den meisten Stuecken Billy Hart) hat ziemlich genau die Probleme, die man auf dem Papier erwarten wuerde.

Die anderen drei Gitarristen erfuellen jeweils drei Rollenklischees, zwischen denen sich Escoude wahrscheinlich selbst gesehen hat, einer ist der coole Bebopper (Jimmy Gourley), einer der diensthabende Zigeunergitarrist (Paul Challain-Ferret, sein Vater war schon Rhythmusgitarrist bei Django), einer der fusionerprobte Gitarrist (Frederic Sylvestre – falls sich wer gewundert hat, warum es nicht auch noch einen Keyboarder gibt: diese Rolle uebernimmt er gerne mit seinen diversen Effektgeraeten).

Das Programm sind letztlich boppige Versionen von Klassikern irgendwo zwischen Django Reinhardt, Toots Thielmans und Gus Viseur, ueberwiegend in etwas dubiosen, leicht ueberfrachteten Arrangements (Anspieltipp: „Django“). Wenn man gerne Bebopgitarre hoert, kein allzu grosses Problem mit Akkordeon hat und sich nicht gerne langweilt, ist das hier echt ein prima Album. Aber ganz gewiss kein vergessenes Juwel, dass auch heute noch modern klingt (oder so).

Auf dem Anschlussalbum „Holidays“ wurden ein paar Produktionsentscheidungen getroffen, die auch hier nicht unangemessen gewesen waeren: Cello, Bass und Schlagzeug sind unter so vielen Gitarristen nicht wirklich noetig, koennen weg. Akkordeon ist super, reicht aber als Gastinstrument auf einer handvoll Tracks. Und die Anzahl Gitarristen wurde auch auf drei plus Gaeste reduziert (wobei mit Gourley derjenige wegfaellt, der Escoude letztlich als Solist wohl am aehnlichsten ist)

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