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bullittWas ich persönlich für aufregenswert und problematisch halte, entscheide ich letztendlich aber einfach selbst und noch mal, hier werden Politiker, Autoren, Musiker, deren Werke und Rezipienten aufgrund zweifelhafter Rückschlüsse von Journalisten mit relativ großer Reichweite diffamiert, was in meinen Augen mindestens mal Stufe eins Richtung Hate Speech ist.
Zu viel Aufregung ist ungesund; daher sollte man sich seine Wut für würdige Anlässe aufsparen (und die Auswüchse von „PC“ gehören da in aller Regel nicht dazu). Wer hat denn wen wodurch „diffamiert“? Zuletzt hast Du hier zwei harmlose Feuilleton-Artikel herumgezeigt, die bei Dir einen unerklärlichen Brechreiz ausgelöst haben (was nicht an diesen Texten gelegen haben kann).
Im einen findet die Autorin in alten Cartoons, Comics und Serien die Geschlechtsrollen-Klischees und Stereotype vergangener Jahrzehnte wieder und missachtet dabei ein paar relevante Aspekte wie die parodistische Anlage dieser Werke. Sie fasst die Sachen also einseitig auf, aber was soll’s`? Am Ende sagt sie nur, dass früher nicht alles besser war und das Kinderprogramm auch in der eigenen Kinderzeit nicht das Gelbe vom Ei, genau wie heute. Im anderen Artikel übt sie eine milde Kritik an Interview-Äußerungen von Harald Schmidt, Alice Schwarzer, Gerhard Schröder, Joachim Gauck und Morrissey – zum Teil treffend, zum Teil aber recht vage. Dabei stellt sie korrekt fest, dass all diese Leute ihre besten Zeiten hinter sich haben. Mit Diffamierung und Hate-Speech hat das erstmal nichts zu tun; scharf (oder mittelscharf) ist daran höchstens der allerletzte Satz des Artikels: „Wer das Sommerloch allerdings für Interviews nutzt, nimmt in Kauf, dass noch die treuesten Fans plötzlich erkennen, was für ein reaktionärer und unangenehmer Charakter man möglicherweise schon immer gewesen ist.“ Diese Schluss-Pointe ist in meinen Augen der Makel von Schröders Glosse: Grundsätzlich sollte man bei den Aussagen und Taten bleiben (und sie konkret kritisieren), statt die Sache zu einer Charakterfrage zu machen (was jede Diskussion abwürgt). Aber wenn Schmidt, Schwarzer usw. auf Aline Schröder so wirken, wenn diese Leute für sie im Interview so rüberkommen, dann kann sie diesen Eindruck auch aufschreiben. Als Leser nimmt man das als ihre subjektive Sicht zur Kenntnis; und wenn man es besser weiß, widerspricht man ggf. in einem Leserbrief. Zumindest Schmidt wird Verständnis dafür haben, dass die Autorin ihren Text mit einer Pointe abschließen wollte – und vielleicht ja sogar dafür, dass sie es versemmelt hat.
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To Hell with Poverty