Re: The Rolling Stones

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mosse

Registriert seit: 16.11.2007

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@ Muffin Man: :lol:

@ Der Hofacker: Das ist schon ne ganze Weile her, deshalb kann ich mich nicht mehr an alle Details erinnern, aber es hatte etwas mit Würde zu tun. Ich hab um die Zeit auch John Lee Hooker live gesehen und fand, dass er mit Würde alt geworden war, ganz einfach, weil er entspannt war. Die Art, wie er mit Bonnie Raitt rumgefeixt hat, war entspannt. Die Musik, die er gespielt hat, war einfach und ohne lächerliches Theater, kein Konfetti-Regen, keine schwachsinnigen Wunderkerzen, die bei DER BALLADE angezündet werden („jetzt bin ich endlich Mensch!“).

Beim Konzert in der Waldbühne ist mir irgendwann zwischen Konfetti-Regen, Wunderkerzen, Leuten, die sich einhakeln, um rumzuschunkeln (!) etc. aufgefallen, wofür die Stones heute in Wirklichkeit stehen, wenn Du Dir das Image und diesen ganzen Unsinn einmal wegdenkst. Die Rolling Stones ist nämlich, wo der picklige Langweiler von einem Abiturienten sich ab und zu mal „reinfährt“, wenn er mal gerade nicht Herbert Grönemeier hört. Und abends geht er dann mit Mutti (seiner Mutter, wohlgemerkt) zum Stones-Konzert in der Waldbühne um so etwas ähnliches wie ne Polonaise zu veranstalten :party:. Soller doch zu Phil Collins oder besser gleich zu den Fischer-Chören gehen.

Aber das sind nur Nebensächlichkeiten. Meine Kritik bezieht sich nicht nur auf das Konzert in der Waldbühne. Ich finde zunächst einmal, dass Jaggers Stimme im Vergleich zu früher ziemlich schwach geworden ist. Er weiss das und deshalb flüchtet er sich seit geraumer Zeit in einige Standard-Phrasierungen als quasi-Ersatz für Emotionen. Bei bestimmten Stücken, die ursprünglich genau auf seinen Gesang hinkonzipiert wurden, hat das für meinen Geschmack fatale Folgen. Ich weiss nicht, ob die Stones „No Expectations“ live spielen, aber ich weiss, dass ich es nicht hören möchte, falls sie es tun, weil alles, aber wirklich ALLES, was in dem Stück ausgedrückt wurde, fehlen würde, wenn der Sänger nicht bei Stimme ist (und um ganz konkret zu werden: hör Dir in dem Trailer, der auf der vorigen Seite verlinkt ist, am Ende den Gesang bei „Sympathy For The Devil“ an).

Es sei denn, sie würden etwas ganz anderes damit („No Expectations“) anfangen (z.B. wie beim Konzert im Hyde Park). Aber für meinen Geschmack sind die Stones bei ihren Konzerten viel zu sehr damit beschäftigt, exakt wie die Stones zu klingen oder besser: wie die Klischee-Vorstellung der Stones, so dass nicht nur jeglicher „aha“-Effekt wegbleibt, sondern alles irgendwie steril klingt.

Ach, ich weiss nicht. Die Stones heute, dass ist Keith Richards, wie er durch die Gegend rotzt und das wird dann zufälligerweise per Nahaufnahme von Martin Scorseses Kamera eingefangen. Echt’n übler Bruder, oder? Und Jagger, ganz emsig, er rennt immer ganz aufgeregt von links nach rechts, er managt das halt alles so (aber wenn ich mir sein Gesicht genau anseh, dann isser irgendwie immer noch ein Bürgerschreck, aber ganz anders, als er immer dachte). Aber Scorsese hat Klasse in dem Trailer, finde ich (Charlie Watts übrigens auch).

So. Das sind meine (persönlichen) Gedanken und der Grund, warum ich nicht mehr so schnell in ein Stones-Konzert gerate.

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