Antwort auf: Musiker, mit denen ihr nichts anfangen könnt?

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radiozettl

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Vor einiger Zeit hatte ich mal überlegt, für Radio StoneFM eine Sendung zu gestalten mit lauter Songs, mit denen ich nichts anfangen kann. Eine Playliste dafür habe ich angefangen. Sie hat den Arbeitstitel „Die Antithese“. Von dieser Sendungs-Idee habe ich mich aber dann wieder verabschiedet, weil ich davon ausgegangen bin, daß ihr das nicht interessant findet.

Aktuelle Charts-Musik, wie sie in letzter Zeit in diesem Thread diskutiert wird (warum auch immer), ist in dieser Playliste nicht vertreten. Mein Entdeckungsprozess für Neuerscheinungen kommt seit vielleicht 15 Jahren komplett ohne die Charts und das Formatradio aus, und es ist purer Zufall, wenn ich Interesse an Tracks oder Künstlern habe, die Charterfolge haben oder im Formatradio laufen.

Was ich allerdings schon mitbekommen habe, ist daß neben AutoTune, das die Tonlage einer Gesangsperformance korrigiert, und dabei neben falschen Tönen oft die Leidenschaft gleich mit entfernt, auch Instrumentalpassagen, insbesondere von Rhythmusinstrumenten wie den Drums, nach der Aufnahme im digitalen Studio korrigiert werden und rhythmisch exakter gemacht werden (Ich glaube, das nennt sich „Gridding“ oder so ähnlich). Dadurch werden die Beats homogenisiert, und Feeling und Groove herauseditiert.
Das ist dann quasi Musik fürs Fahrgefühl von Autos mit Traktionskontrolle, ABS und aktiver Radaufhängung.

Es gibt nur 2 Arten von Musik: gute Musik und langweilige Musik. Wenn man die Begleitmusik nachträglich exakt auf den Punkt im Raster einstellt, wo ein Ton hätte gespielt werden sollen, dann entfernt man als Produzent die Interpretation eines Stückes. Dadurch wird die Musik langweilig. Die Leute machen es, weil es modern klingt, aber es ist genauso authentisch wie Photoshop.

Vielleicht kommt irgendwann mal wieder eine Art „Unplugged“-Welle, die dann auf diese gängigen Studio-Methoden verzichtet, und es auch in die Charts schafft? Mal sehen.

zuletzt geändert von radiozettl

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