Antwort auf: Blue Öyster Cult – Club Ninja (1985)

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Cookie Pusher

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Nachdem ich vor 2 Jahren meine 6 liebsten BÖC-Alben schon Track-by-Track bewertet habe, musste ich mir nun auch noch dieses Album vornehmen, nachdem mich ja die Wertschätzung von @klausk gewundert hatte und es in meinem BÖC-Ranking quasi seit Erscheinen auf dem letzten Rang liegt. Und da ich das Album tatsächlich auf Vinyl im Regal habe (da ich Vinyl bisher nicht ausgemistet habe, im Gegensatz zu CDs, da ich in Sachen Vinyl-Regalen noch keinen Platzmangel habe), habe ich es heute nach sehr langer Zeit mal wieder aufgelegt. Und ich wurde in meiner Einschätzung letztlich bestätigt.

Für mich fehlt da so viel von dem, was die Band vormals ausgezeichnet hat. Woran es liegt? Sicherlich daran, dass vor allem Tommy Zvoncheck eine andere Rolle spielt als Alan Lanier zuvor und auch danach wieder. Er ist mir viel zu präsent mit seinem „Gedudel“. Und natürlich fehlt auch Albert Bouchard. Der konnte von Jimmy Wilcox um Längen nicht ersetzt werden. Albert Bouchard war ein ganz wichtiger Faktor als Sänger, Drummer und auch Songwriter. Und so war die Geschichte von Zvoncheck und Wilcox bei BÖC ja auch schnell erzählt. Nach dem Album war Schluss, auch wenn Zvoncheck ja später als Begleitmusiker nochmal bei „Imaginos“ mitwirkte, da aber im Schatten von Alan Lanier keinen größeren Schaden anrichtete. Die Band tourte ja auch mit „Club Ninja“. Da warf dann aber auch Joe Bouchard das Handtuch und Bloom und Buck Dharma nannten die Band scherzhaft „Two Öyster Cult“. Nach der Tour war dann auch vorübergehend Schluss und es gab ein längeres Break vom Schreiben, Aufnehmen und Touren. Mir zeigt das auch, dass die Luft zu der Zeit ziemlich raus war. Zudem war das Album natürlich auch in seiner Zeit verhaftet, in der es in der Rockmusik übergreifend in eine nicht so gute Richtung ging, bis dann Grunge dem Ganzen Schabernack ein P davor setzte.

Im Einzelnen meine Eindrücke von heute:

White flag ***
Eric Bloom gefiel mir als Sänger nie so wie Albert Bouchard oder Buck Dharma. In der Bridge des Tracks kommen seine Mängel voll zur Geltung. Dass „White flag“ dennoch der beste Track des Albums sein sollte, sagt viel über die Qualität des Rests aus.
Dancin‘ in the ruins **1/2
Eigentlich ein flotter Track. Aber die Keyboards werden hier noch dominanter und nervender als schon beim Opener. Und der Refrain („Turn and turn and turn we must“) geht für mich gar nicht.
Make rock not war *1/2
Der erste richtige Tiefpunkt. Keyboards, Harmony-Vocals, Songqualität. Das ist alles nichts. Ich musste heute an die schlimmsten Zeiten des Pudel-Rocks denken, als ich den Track hörte.
Perfect water **
Der Track beginnt wirklich gut. Aber schon nach kurzer Zeit Ernüchterung. Keyboardflächen, partiell viel zu bombastische Drums, viel zu dick aufgetragen. Buck Dharma rettet es mit seiner guten Gitarrenarbeit auch nicht.
Spy in the house of night **
Schwacher Song. Die Orgel an einigen Stellen wenigstens mal fett. Buck Dharma wieder gut. Aber das reicht alles nicht.
Beat em up **1/2
Auch hier nothing to write home about. Stadion-Rock. Aber hier wenigstens mal mehr gitarrenlastig und straight.
When the war comes *1/2
Der zweite Tiefpunkt. Die Keyboards stören mal wieder schnell und massiv. Weniger wäre hier mehr gewesen. Stellenweise dachte ich hier an „Blue Öyster Cult goes Yes“. Keine originelle Songidee, trotzdem breit getreten.
„Shadow warrior“ **
Beginnt endlich mal wieder verheißungsvoller. Aber als dann alsbald der mehrstimmige Gesang einsetzt ist der Drops für mich weitestgehend wieder gelutscht.
„Madness to the method“ **1/2
Vielleicht sogar ***, obwohl der Track letztlich deutlich zu lang ist. Aber Mr. Roeser ist wieder gut dabei und hier gefällt mir auch die Arbeit an den Tasten zum Ende des Tracks. Dazwischen ist wieder zu viel Bombast.

Unter dem Strich bleibt es dabei, dass dieses Album mit ** gut und fair bedient ist. Zum Vergleich werde ich später nochmal „The revölution by night“ hören. „Club Ninja“ verschwindet jetzt wieder für die nächsten Jahre im Regal.

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