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Anonym
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nail75
songbirdHervorragende vocals, überwiegend schön produzierte Nummern und eine gelungene Auswahl. Aber auch nicht mehr. Das passende Album zum selbstewählten Tiefpunkt in der Karriere von Morrissey.
Das sehe ich anders. Ich halte die Produktion für grauenhaft und den Gesang für erstaunlich schlecht. Er versucht sich hier an Nummern, die er mit seiner (an sich immer noch guten) Stimme nicht in den Griff bekommt, beispielsweise „Wedding Bell Blues“. Die Produktion ist mit unpassenden Gimmicks, nervigen Streichern und Background-Vocals angereichert, dass man wegen Zuckerschocks in die Klinik kommen könnte. Noch ein Beispiel: „Only A Pawn In Their Game“ ist ein Desaster. Morrissey scheitert bei diesem keineswegs genialen Dylan-Lied vollkommen an den Strophen, die Dylan damals mühelos singen konnte. Der Refrain geht, aber die „militaristische“ Produktion ist entsetzlich. „Days Of Decision“ von Phil Ochs ist vollkommen belanglos. Noch ein Kritikpunkt: Das Album hat keinen guten Flow. Ich kann mir nur einzelne Lieder anhören und nur eine begrenzte Zahl davon. Das war jetzt auch mein letzter Versuch. Kein Problem, wenn du es anders sieht, aber mir gefällt California Son überhaupt nicht. Es gibt bei Spotify eine Playlist mit den Originalen, die solltest du dir mal anhören.
Danke, höre ich mir an. Und auch einmal einige Aussagen zur Musik, die ich übrigens nachvollziehen kann (wenn auch nicht inhaltlich teile).
Ich habe generell keine hohen Erwartungen an Alben mit Coverversionen. Aus Sicht von Morrissey war die Entscheidung richtig, er hängt schon zu lange im kreativen Loch. Vielleicht mag ich die Platte im Winter nicht mehr hören, zu den aktuellen Temperaturen schon. Gerade „Wedding Bell Blues“ gefällt mir ausgezeichnet, die abgeschmackte „Lady Willpower“ hätte hingegen nicht sein müssen.
Vielleicht wollte Morrissey mit einem unverfänglichen Coveralbum ein wenig Ruhe um seine Person einkehren lassen. Dann kommt wieder getwittere und unnötiges Geplänkel mit der britischen Presse und es ist vorbei mit den Vorsätzen. Den Amerikanern ist das vermutlich alles egal, die gehen in die Shows und fahren danach mit ihren Boliden zum Burgerladen.
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