Antwort auf: Die Trompete im Jazz

#10805927  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 67,066

pinball-wizard

gypsy-tail-windDa Du ja CDs kaufst pinball-wizard muss es nicht „Chant“ sein, ein paar der anderen Studioalben mit Pepper Adams sind wenigstens so gut … ich hab die sechs in einer Mosauc-Box und kann sie darum (kannte davor keins, nur die Live-Doppel-CD) ohne wiederhören nicht grad ranken … aber von den fünf frühen würd ich aus dem Gedächtnis wohl alle vier vor „Chant“ empfehlen. Sind auch Cover-Klassiker dabei (inkl. Product Placement für die Herren der Stuttgarter Untertanen )

Habe gerade mal bei Discogs nachgeschaut: das sind ja doch einige, bei denen Pepper Adams mitgewirkt hat. Habe jetzt zehn Alben auf dem Zettel. Und wahrscheinlich wird es zumindest noch ein elftes geben, weil ich von einem dort nur Volume One fand(Jorgie’s Hip-Intertainment).

Die Jorgies hatte ich oben verlinkt (=Bootleg) – meines Wissens gibt’s da nur eine. Auch bei Warwick … da waren wohl diverse dubiose Sachen im Umlauf (sowas wie: ein neues Stück – oder ein alternate take – und vier von Vol. 1 und daraus wird Vol. 2).

Die sechs Alben – ich hab gestern in der Konzertpause bei schlechtem Empfang aufs Handy getippt – mit Adams bei Blue Note wurden in dieser Box gesammelt:

Es sind:
– Off to the Races
– Byrd in Hand
– The Cat Walk
– Royal Flush
– Chant
– The Creeper

Zwischen den ersten fünf und dem sechsten liegen ein paar Jahre … man kann sich wohl auch an den Bands orientieren: „Royal Flush“ hat die modernste Rhythmusgruppe (Hancock-Warren-Higgins – Hancock war ja eine Byrd-Entdeckung und löste in der Byrd/Adams-Combo Duke Pearson ab, der natürlich auch seine Qualitäten hat, aber quasi zu Hancock so steht, wie Byrd zu Morgen oder Hubbard – also weniger flashy, zurückhaltender, abgerundeter), „Byrd in Hand“ ist im Sextett mit Charlie Rouse und bietet mit Walter Davis Jr. am Klavier viel Fleisch, mit Sam Jones/Art Taylor zudem eine dunkle Rhythmusgruppe, die bei „Off to the Races“ auch dabei ist, wo Jackie McLean die Band zum Sextet macht und mit Wynton Kelly aus dem Dunkel quasi ein Chiaroscuro wird … auf „The Cat Walk“ ist ungefähr die Band von der Half Note-Session dabei (Pearson, Bassist Laymon Jackson, der einen satten tiefen Sound und viel Oomph hat, aber kein besonders bemerkenswerter Bassist ist), aber mit einem entscheidenden Wechsel: Philly Joe Jones sitzt am Schlagzeug – für mich immer eine tolle Nachricht! „The Chant“ kam erst 1979 in der LT-Reihe heraus, hier sitzt auch Hancock an den Tasten, Doug Watkins (auch das immer eine tolle Nachricht!) bedient den Bass und der wenig bekannte Teddy Robinson (nicht Eddy wie auf dem Cover) sitzt am Schlagzeug.

Auch „The Creeper“ kam erst in der LT-Reihe (späte Siebziger/frühe Achtziger) heraus, es gehört für mich eher zu den drei Alben „Mustang“, „Blackjack“ und „Slow Drag“, die ich wie erwähnt auch sehr gerne mag (erstere zwei gab’s ca. in den späten 90rn mit ein paar Bonustracks als reguläre BN-CDs, „Slow Drag“ kam dann mal in der RVG Edition heraus, „The Creeper“ wohl nur in Japan bzw. im Mosaic-Set). Hier ist wie auf den anderen drei Sonny Red mit dabei (sein eines BN-Album ist auch ganz hübsch aber bei weitem nicht essentiell … die Conn-Ausgabe – ev. auch als RVG später? – hat viele Bonustracks, eine ganze Session eigentlich), Pepper Adams ist quasi der Gast, der die Band zum Sextett macht (auf „Blackjack“ und „Mustang“ ist es Hank Mobley, auf den beiden beigegebenen insgesamt drei Bonustracks von zwei Session ist es Jimmy Heath), die Rhythmusgruppe mit Chick Corea, Miroslav Vitous und Mickey Roker ist auch wieder toll, ziemlich schlank und modern.

Die Live-Session gab’s 1997 als reguläre Doppel-CD, später glaube ich auch wieder als RVG. Die Band ist da weniger spektakulär, aber man lernt eben durchaus, Laymon Jackson und Lex Humphries zu schätzen, weil gerade so ein Live-Dokument auch zeigt, wie „tight“ (man liest in Liner Notes öfter auch „integrated“, das hat dann für einmal nichts mit Hautfarbe und Herkunft von Ahnen zu tun) die Band war:

Sehr gerne mag ich dann das eigentlich leaderlose Bethlehem-Album, auf dem Kenny Burrell für eine klanglich andere Note sorgt, „Motor City Scene“ (ich hab die Avenue Jazz/Rhino-Ausgabe, es gibt wohl klanglich etwas bessere jüngere, aber wie so oft finde ich meine Ausgabe völlig ok und hab nie dran gedacht, sie zu ersetzen):

Zuletzt das Warwick-Album – ich hab’s in Form einer hässlichen alten Fresh Sound CD (2003 gab es da wohl eine Neuauflage, ist ja auch schon eine Weile her …) – essentiell finde ich es ob der Menge an Alben überhaupt nicht und hab drum auch nie geguckt, ob es je ein offizielles Reissue gab. Die CD enthält 7 Tracks und den Untertitel „complete“, den ich nie hinterfragt habe, mit Vol. 2 ist es da also auch nicht weit her (ich glaub das war eben so ein Fall, wie ich ihn oben geschildert habe, bei Jorgies habe ich keine Ahnung, aber das ist dann ja wie gesagt eh eine nicht-autorisierte Sache).

Weil’s da jetzt aber nur um Byrd/Adams geht, möchte ich auch unbedingt nochmal ein gutes Wort für „Free Form“ einlegen. Frei ist die Musik nicht, aber mit Wayne Shorter (und auch Hancock/Warren/Higgins) weht da ein sehr frischer Wind. Herausgebracht hat BN das Album erst ein paar Jahre später, wohl einfach, weil Byrd damals mehr aufnahm, als der Markt schlucken würde …

„Fuego“ hat zwar ein hübsches Cover, aber ich finde es von all den Alben vielleicht das schwächste (die zwei mit Gesang lassen wir mal aussen vor, ich mag sie gerne – auf Verve gibt’s dann noch eins, auf einem Twofer, den ich wegen der anderen Hälfte von Grant Green unbedingt haben musste), „Byrd in Flight“ finde ich ein ganzes Stück besser.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba