Re: The Rolling Stones

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der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

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Daniel_BelsazarDas war doch in Austin nicht viel anders, jedenfalls in dem Konzert, das ich im Fernsehen gesehen und vor allem gehört habe. Gibt’s da ein Solo bei Sympathy?
Eigentlich eher nicht. Er war mal der beste schlechteste Gitarrist der Welt, jetzt ist er – scheint’s jedenfalls, wenn das stimmt, was du aus Frankfurt berichtest – einfach nur noch einer der schlechtesten. Was daran stilvoll sein soll, erschließt sich mir dann wirklich nicht. Das Rumgetaumel auf der Bühne? Das zahnlose, charmante Lächeln? Ich glaube gar, es gibt sehr verschiedene Bedeutungen für das Wort Stil.

Wenn ich auf diese Diskussion nochmal drauf zurückkommen darf:
Ich habe mittlerweile die komplette DVD gesehen (watermarked Promo) und stelle fest (auch in meiner Eigenschaft als Gitarrenspieler, der fast alles, was er kann, von Keith gelernt hat):
Es ist sehr eigenartig mit seinem Spiel. In manchen Momenten blitzt da immer noch ein ungeheuer gescheites Rhythmusgefühl auf. Nur spielt der gute Mann inzwischen sowas von eckig und ruppig, dass man da wirklich nicht mehr von schön sprechen kann. Manche Töne eiern so haarscharf am Ziel vorbei, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Und das ist ganz sicher nicht immer im Sinne des glorreichen Erfinders…
In manchen Songs spielt er göttlich (z.b. das unfassbare „Tumbling Dice“), in anderen holzt er sich (Ronnie nicht weniger) einen Bärenscheiße zurecht, dass man sich fragt, wie verdammt egal dem inzwischen eigentlich Verstärker, Volk, Vaterland und anderer Leute Ohren sind. Beispiel „Sympathy“ in Austin…

Aus meiner bescheidenen Sicht interpretiere ich das jetzt mal so: Egal wie gesund und fit der alte Mann ist oder eben nicht ist, spielen tut er heute sehr anders als zu seligen Exile-Zeiten. Und das macht auch Sinn, schließlich ist er heute 35 Jahre (gefühlte 100) älter. Er war schon immer ein sehr instinktiv spielender Gitarrist. Einer, der auf der Bühne nichts Vorgefertigtes abspult, sondern aus dem Moment für den Moment spielt. Warum sollte sich das nicht auf alle Bereiche des Spiels auswirken, Intonation, Phrasierung, Rhythmus, Melodie? All das ist älter, knorriger, kantiger und auch ein bisschen fahriger geworden. Aber hin und wieder blitzt das alte Genie eben noch auf…

Was mir allerdings Sorgen macht, das ist diese gelegentlich doch ziemlich opahaft wirkende (Fein-)Motorik. Und auch sein Styling war schon, na sagen wir mal, abwechslungsreicher und irgendwie etwas eleganter verwelkt… sowas ist ja nun auch ein Indiz für den generellen Zustand des Delinquenten…

Der Bart (mach das Teil gaaaaanz schnell wieder ab, Mann!) wirkt zudem überhaupt nicht verwegen, eher als ob Patti vergessen hätte, ihn bei der morgendlichen Waschung mit weg zu rasieren.

God bless Keith…

Bin sehr gespannt, ob und was die NACH der Tour machen werden.

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