Startseite › Foren › Kulturgut › Das TV Forum › Grand Prix Eurovision / Eurovision Song Contest › Antwort auf: Grand Prix Eurovision / Eurovision Song Contest
Vierzig Jahre nach meinem ersten ESC kommt der große Zirkus wieder nach Jerusalem – Grund genug, sich vorab schon mal alle 40 diesjährigen Teilnehmer zu Gemüte zu führen. Entgegen dem üblichen Gemopper, es klänge alles gleich, wird auch dieses Jahr wieder ein sehr abwechslungsreiches Feld geboten. Hier nun meine bisherigen Favoriten (die allesamt wenig bis keine Chancen auf hohe Platzierungen haben):
Slovenia: Zala Kralj & Gašper Šantl – Sebi
Ein subtiler, großartig produzierter Electro-Track mit gewisperten Lyrics in Landessprache. Wie das auf der ESC-Bühne funktionieren soll, ist unklar.
Iceland: Hatari – Hatrið mun sigra
Natürlich gibt es auch wieder Barbaren aus dem Norden, diesmal mit einem Electro-Banger zwischen KLF, Rammstein und Depeche Mode, kredenzt in BDSM-Optik. Tipptopp.
Ireland: Sarah McTernan – 22
Der irische Beitrag ist ausnahmsweise mal keine sämige Ballade: Eine knackige Bassline eröffnet den geschmeidigsten und angenehmsten Ohrwurm des Wettbewerbs.
Poland: Tulia – Fire of Love (Pali się)
Jetzt wird es wieder kontroverser: Die polnischen Krawall-Mädel in Folklore-Kleidern skandieren in bester Icona Pop-, tAtu- und Shampoo-Tradition und verziehen dabei keine Miene.
Australia: Kate Miller-Heidke – Zero Gravity
Unsere ESC-Freunde von ganz unten haben sich mal wieder richtig Mühe gegeben. Kate Miller-Heidke vereint gut dokumentierte Pop-Expertise mit klassischer Gesangsausbildung – die Diva-Koloraturen tragen hier zu einem stimmigen Gesamtbild bei, anders als der übliche Drei-Tenöre-Schmonz (den es dieses Jahr natürlich auch wieder geben wird).
Danmark: Leonora – Love Is Forever
Die barfüßige Elfe des Jahres ist gar keine, sondern trägt Garcon-Look und festes Schuhwerk. Der Song an sich stammt mit seiner Schunkelmelodie und in seiner maximal-unverbindlich-positiven Botschaft direkt aus Ralf-Siegel-Land. Ich geb’s zu, der Grand-Prix-Nostalgiker in mir ist gerührt …
Czech Republic: Lake Malawi – Friend Of A Friend
Der Disco-Hit des Wettbewerbs kommt im schön chilligen Früh-80er-Sound. Die Geschichte gibt allerdings zu denken: Er erkennt die nach langen Jahren wieder nebenan eingezogene frühere Freundin einer Freundin, die in einer Band spielt etc. an vertrauten Schlafzimmergeräuschen, aber als sich zuletzt gesehen haben, waren sie beide erst 13 – ähm, was …?
Latvia: Carousel – That Night
Es gibt auch wieder den geschmackvollen Beitrag für Leute, die den ESC eigentlich nicht mögen, aber „handgemachte Musik“ – Standbass, akustische Gitarre mit Robert Plant-Gedächtnismop als Bedienelement, der Besen streicht sanft über die Drums und die Sängerin kann singen, in echt, und der Auftritt ist garantiert frei von billigen Show-Effekten. Fliegt zum Glück auch im Semi-Finale raus.:)
--