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ich hole das mal hier rüber @thesidewinder
thesidewinder
Seit gestern habe ich Gefallen an den Sachen von Paul Chambers gefunden, kennt ihr weitere Arbeiten von Jazz-Bassisten die man kennen sollte? Von Mingus und Haden habe ich erst einmal genug.
Was suchst Du, Leader-Alben von Bassisten? Da ist die Auswahl relativ gering, und Du würdest auch einige verpassen, die nie als Leader aufgenommen haben – z.B. aus der Zeit des Hard Bop die grossartigen Doug Watkins und Wilbur Ware. Von Ware kam vor einigen Jahren mal ein Album aus der Strata East-Zeit heraus, das hörenswert ist, von Watkins (er war Chambers‘ Cousin und ich mag sein Spiel alles in allem doch deutlich lieber) gibt es „Watkins at Large“ mit Donald Byrd, Hank Mobley und Kenny Burrell (offiziell auf der Blue Note Doppel-CD „The Transition Years“ von Byrd/Watkins, inzwischen wohl auch in einer der endemischen Schrottboxen mit 12 oder 27 Alben für 7.99 €). Watkins starb auch viel zu früh, aber als Sideman kannst Du ihn überall hören, in den späten 50ern, er war bei den Jazz Messengers (Horace Silver & The Jazz Messengers, Jazz Messengers Live at Café Bohemia Vols. 1 & 2) und hat mit unzähligen Leuten aufgenommen, z.B. Lee Morgan, Hank Mobley, Sonny Rollins, Jackie McLean, Horace Silver, John Coltrane (auch auf der wunderbaren Scheibe „The Cats“ von Flanagan/Coltrane/Burrell/Sulieman), Donald Byrd, Pepper Adams, Gene Ammons, Curtis Fuller, Red Garland, Benny Golson, Pepper Adams, Dizzy Reece, Mal Waldron …
Oscar Pettiford war in der Zeit einer der Giganten (der vielleicht einzige in der Liga von Mingus?), auch bei ihm ist es mit Leader-Aufnahmen nicht getan, aber diese sollte man schon auch suchen („Deep Passion“, der Twofer mit den beiden ABC-Alben, „Another One“ auf Bethlehem, jüngst auch „Oscar Pettiford Nonet, Big Band, Sextet – New York City, 1955-1958“ auf Uptown, mit den diversen deutschen Releases von Sonorama und Jazzhaus macht man auch nichts falsch, dann ist da noch „Vienna Blues“ auf Black Lion mit Hans Koller und Attila Zoller). Aber man braucht unbedingt mehr, z.B. „Freedom Suite“ von Sonny Rollins, die Trio-Aufnahmen von Lucky Thompson (auch für ABC-Paramount entstanden, die LPs hiessen „Lucky Thompson Featuring Oscar Pettiford“ Vols. 1 & 2) … und mehr, z.B. „Brilliant Corners“ von Monk, zudem grossartige Sessions mit Coleman Hawkins aus den Vierzigern … und natürlich gibt es haufenweise beste Duke Ellington-Aufnahmen aus den Vierzigern mit Pettiford am Bass.
Einen nenne ich noch: Johnny Dyani. Der südafrikanische Bassist kam einst mit den Blue Notes von Chris McGregor ins Exil nach Europa, wo er etwas länger überlebte als viele der Südafrikaner, auf denen wohl ein Fluch lastete (gilt auch für Harry Miller, den anderen wichtigen südafrikanischen Bassisten, an dessen Sachen man aber nicht mehr so leicht kommt, aber auch von ihm gibt es diverse zugängliche Sideman-Aufnahmen). Dyani hat neben den famosen Duos mit Dollar Brand/Abdullah Ibrahim auch mit Joe Bonner und Mal Waldron feine Duo-Alben aufgenommen, im Trio mit Don Cherry und Okay Temiz gespielt, und in den Siebzigern und frühen Achtzigern für Steeplechase als Leader eine tolle Reihe von Alben herausgebracht („Witchdoctor’s Song“, „Song for Biko“, „Mbizo“, „Afrika“, „Angolian Cry“ – der grosse Klassiker ist die zweite).
Mingus hat übrigens einen eigenen Thread (vgl. erster Post hier, wo einige Links hinterlegt sind). Und Mingus holte übrigens 1962 Doug Watkins, als er ein Album aufnahm, auf dem er nur Klavier spielte („Oh Yeah“).
Das mag mal reichen für den Moment … man könnte noch Henri Texier nennen (der z.B. drei tolle Alben im Romano-Sclavis-Texier Trio vorliegen hat, aber auch zahlreiches als Leader), oder Barre Phillips (der gerade für ECM eine famose letzte Solo-Scheibe herausgebracht hat)
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