Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 17.03.2019 › Antwort auf: 17.03.2019
@ Choosefruit
Ich soll also diese „aufregende Zeit mit aufregenden Veröffentlichungen“ nur „entdecken wollen“? Auf Spotify, woher Du wohl Deine drolligen Einsichten beziehst? Als müsste ich noch Bands entdecken, die ich seinerzeit live erlebte und deren Platten hier noch teilweise stehen und sogar gehört werden. Spider etwa, eine sympathische Boogie-Band, näher an Quo als an Rock’n’Roll, auch wenn sie diesen Begriff ständig im Munde (und in Songtiteln) führte. Ein paar der frühen Tracks hatten gar Glam-Einschlag. Vardis waren Metal, rumpelig zwar und ohne üblen Pomp, eher Working Class als beflissen, aber ganz sicher kein Rock’n’Roll. Motörhead? Hard Rock, anfangs mit Punk-Attitüde. Girlschool ebenfalls. Mit denen war ich übrigens ein paar Tage lang auf Tour, saß für sie bei einem Soundcheck gar am Schlagzeug. Rockten famos, die Mädels. Rock’n’Roll war das dennoch mitnichten. Den gab es zu jener Zeit natürlich auch im UK, man denke nur an Whirlwind und die florierende Ballroom-Szene. Ganz andere Musik, ganz anderes Publikum. Teds!
Genre-Begriffen ihren definitorischen Wert zu rauben, indem man sie vor jeden x-beliebigen Karren spannt, macht sie obsolet. Zwischen Chuck Berry und Judas Priest liegen stilistisch Welten, sie in einen Topf zu werfen („alles Rock’n’Roll irgendwie“), zeugt nicht nur von Ahnungslosigkeit, sondern entwertet auch Begriffe, deren Trennschärfe man doch dringend braucht, um differenzierend beschreiben/verstehen zu können. Gerade weil die Grenzen durchlässig sind, manchmal schwer zu fassen. Es sei denn, man schaltet das Hirn erst gar nicht ein, weil das mit den vielen Stilbegriffen so anstrengend ist und es letztlich doch nur darauf ankommt, dass die Musik, nun ja, eben ankommt.
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