Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Aktuelle Konzertdaten › Kathryn Joseph › Antwort auf: Kathryn Joseph
magicdoor war mit seinem Zweitnick zusammen im Pepper und Stingray
Registriert seit: 17.12.2017
Beiträge: 1,624
Keine guten Nachrichten, zumindest nicht für diejenigen, die nicht gerne reisen. Insbesondere für jene, die nicht gerne Brighton besuchen. Kathryn hat entschieden, Brighton nie wieder zu verlassen. „This was such a lovely and perfect day. I will stay forever here and play every day at this wonderful place.“ Vom Publikum erwartet sie nicht all zu viel. „You don’t need to come every evening. Once a month would be nice.“ Sie ist sichtlich entspannt und in allerbester Laune. Vor dem Berlin Gig sprach sie über etwas Nervosität. Für Neko Case zu eröffnen sei schon etwas, das sie ein wenig nervös mache. Zudem sagte sie, dass es immer noch ein negatives Gefühl erzeuge, die Songs des neuen Albums zu spielen. Sie fühle sich wieder zurück in der Zeit der Entstehung dieser Platte.
Von alldem ist in der wundervollen Unitarian Church in Brighton nichts mehr zu verspüren. Das Konzert ist weniger intensiv als das einige Monate zuvor im BiNuu, weniger faszinierend ist es indes nicht. Bei den Gigs im UK spricht sie sehr viel mehr mit dem Publikum als bei denen in Deutschland. Die Geschichten sind derb und schwarz humorig. Das Vorprogramm hatte Su (Shhe) bestritten und dabei humorvoll von einer Annäherung der beiden gesprochen. Kathryn greift das auf und amüsiert sich prächtig darüber. Sie macht sich über ihre eigene „bitchy jealousy“ lustig und bezeichnet Su liebevoll als „beautiful side deco“ auf der Tour. Sie widmet ihr den Song „And It Will Lick You Clean“. Die Kritikerin, die ihr eine „mental illness“ bescheinigt hatte zieht sie ordentlich durch den Kakao, nicht ohne eine gehörige Portion Selbstironie. Die legt sie auch an den Tag, als sie davon spricht, was ihre Tochter davon hält, was sie von ihrer mommy auf Youtube sieht: nämlich gar nichts! Das Lachen im Halse bleibt den meisten stecken, als sie die Geschichte mit ihrer Tochter vertieft: „I’m a shit mother.“ Dem „no“ aus dem Publikum erwidert sie, natürlich eine zu sein. „I’m sitting here and making jokes about that. This shows what a shit mother I am.“ Ernster Blick. Nach einigen Sekunden beschließt sie das Thema mit einem lachenden „But I’m fine with it.“
Nachdem sie in Berlin ausschließlich Songs von „From When I Wake The Want Is“ gespielt hatte, gibt es in Brighton gegen Endes des Konzerts auch 3 alte: „The Weary“, „The Crow“ und als letztes Stück „The Bird“.
„The Weary“ bezeichnet sie als ihren Lieblingssong des Bones Albums. Für mich ist er an dem Abend zusammen mit „Mouths Full Of Blood“ auch der stärkste und bewegendste.
Nach der Show in Berlin hatten wir noch über ihre Fav Musik gesprochen. Sie liebt – wie ich – Bonnie „Prince“ Billy sehr. Sie ist – anders als ich – „a bit jealous“, dass er nun geheirat hat. Ihr liebstes Album des vergangenen Jahres war das von Low. Die Stimme des Sängers hat es ihr sehr angetan. „Hounds Of Love“ von Kate Bush bezeichnet sie nach kurzem Überlegen als ihre liebste Platte überhaupt. Anna & Elizabeth? „Oh, they are amazing!“ Platz 2 in den Albumcharts des Jahres? „Anna & Elizabeth on 1 and me on 2? Yeah, that’s ok.“
Sie spricht nach dem Konzert in Brighton mit vielen Besuchern, gelöst und locker. Als es ruhiger wird, unterhalte ich mich noch einmal kurz mit ihr. Lachend entgegne ich ihr: „Not too bad for a jealous bitch with a serious mental illness.“ Laut lachend erwidert sie: „Yeah! That’s what I am: a jealous bitch with a serious mental illness.“ Nach einer kurzen Pause: „But I’m ok! Do you know what the problem is? The problem is: I can’t write songs when I’m happy. But I don’t care. I’m enjoying my life!“
Nach dem Konzert habe ich noch Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges und gehe kurz runter zum Meer. Das nächtliche Tosen ist die perfekte Kulisse nach einem Kathryn Joseph Konzert. Auf dem Rückweg passiere ich die Unitarian Church und sehe sie durch die noch offene Kirchentür am Klavier sitzend und singend. Sie spielt für sich. Sie strahlt. Sie ist wirklich happy.
zuletzt geändert von magicdoor--
mad as martl can be