Antwort auf: Die Zauberflöte ein "Machwerk“?

#10712453  | PERMALINK

gruenschnabel

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bullschuetzLange her, diese Diskussion, ich lese gerade all das nach und bin fasziniert. Ich will nicht alles kommentieren, nur so viel:
Wenn eine melodische Phrase aus 15 Tönen sich dabei durch die Bank in Sekund-Intervallen fortbewegt und dazu fast durch die Bank rhythmisch in Vierteln, bevor sie sich in einer zweiten 15-Töne-Sequenz nahezu identisch wiederholt und dann, nach einer etwas anderen dritten Sequenz, erneut haargenau wiederholt…
dann kann ich durchaus verstehen, wenn jemand diese vierteilige Gesamtsequenz als banal empfindet – zumal das ganze Ding dann vielfach repetiert, variiert und durchdekliniert wird mit beachtlichem Spektakelaufwand in Form von Instrumentierung und Massenchorkomparserie, bis sich schon der Eindruck eines etwas ulkigen Missverhaeltnisses zwischen der Schlichtheit des rhythmisch-melodischen Materials und der Aufgedonnertheit des Inszenierungsapparates einstellen kann.
Oder kürzer: Die Einwände von @otis gegen „Freude schöner Goetterfunken“ finde ich nachvollziehbar.

Wie siehst du es denn hinsichtlich des ersten Satzes der 5. Sinfonie? Empfindest du auch das berühmte Motiv zu Beginn als banal? Fast alles andere ist daraus abgeleitet, da wird also mit einem vordergründig noch deutlich schlichteren rhythmisch-melodischen Material im Prinzip auch wieder so verfahren, dass dies eine Art Keimzelle für alle möglichen Arten von „Wiederholung“ (?), Variation und Veränderung ist, also in deinen Worten „durchdekliniert“ wird.

Ist Ravels „Bolero“ nicht auch eine sogar äußerst banale Veranstaltung, da zwei Melodiekomplexe „einfach nur“ permanent wiederholt und dabei lediglich anders instrumentiert werden? Und ist als zugespitztes Indiz dieser Banalität nicht der arme Trommler zu bemitleiden, der ein und denselben Rhythmus eine Viertelstunde lang dauerrepetitieren muss?

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