Antwort auf: James Brown

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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@bullschuetz (…) Dass JB ein schwieriger, gebrochener, erratischer, teils auch schlicht unangenehmer Charakter war, ist ja vielfach belegt. Was da in der Psyche begründet liegt und was in den sozialen Umständen? Ich glaube, es ist gerade typisch, dass sich das nicht trennen lässt und sich gegenseitig zu bedingen und zu verstärken scheint. Ganz ähnlich nehme ich das bei Nina Simone war: Manisch-depressiv zu sein, ist ja erstmal eine individuelle Diagnose – gleichwohl kann ich das nicht abgekoppelt sehen von den ueberindividuellen Zeitumstaenden: Geschlechterrollen, soziale Verhältnisse, rassistische Diskriminierung. (…) Ich denke, all diese schwarzen Kuenstlerpersoenlichkeiten der 50er- und 60er-Jahre lebten unter schizophrenen Bedingungen zwischen ungewöhnlichen Macht- und radikalen Ohnmachterfahrungen: gefeiert und prominent und dann doch oft genug wieder behandelt wie der letzte Dreck. Das muss ja förmlich zu extremen Reaktionen führen – im Fall von JB findest du da sowohl Ueberanpassung an und Ueberidentifikation mit weißen Machthabern (vom Manager bis zu Präsident Nixon) als auch das Bedürfnis nach Selbstermaechtigung, das in Machtmissbrauch gegenüber Untergebenen und offenbar auch Frauen umkippen kann.
Ich will da nichts entschuldigen. Ich weigere mich eben nur, JBs Verhalten in rein psychopathologischen Kategorien zu erklären. Ohne die krankmachenden Begleitumstaende einer sozial ungerechten, ausgrenzenden, rassistischen Gesellschaft lässt sich diese schwierige Persönlichkeit nicht erklären.
Und die Musik ist und bleibt epochal.

Sehr gut gesagt!

Es kann manchmal sogar ganz hilfreich sein, hier was zu schreiben, ohne eine unmittelbare Reaktion zu erhalten. Man muss dann Worte für die eigenen, manchmal ja etwas diffusen Gedanken finden. Ich hatte versucht, mich in meinen Posts an ein Bild von JB‘s widersprüchlich wirkende Persönlichkeit heranzutasten. Es kann etwas dauern, bis man das auf den Punkt bringt. Ja, in JB‘s Person vereinen sich viele der paradoxen Umstände seiner Lebenssituation. Und daraus wurde auch seine Musik geboren.

@demon(…) Angeregt dadurch, dass der Thread neuerdings öfters unter „WAS IST Neu?“ auftaucht, hab ich deine Beiträge ab 2017 nachgelesen und mir auch die verlinkte CNN-Reportage reingezogen.
Ich sag einfach mal D A N K E !

Gern geschehen!

Ich habe selbst noch mal etwas in den älteren Posts geschmökert. Es brauchte offenbar etwas Zeit, bis sich da für mich ein Bild von JB ergab. Ich habe das Gefühl, ich habe versucht, es langsam einzukreisen. Aber ganz zu fassen ist es am Ende doch nicht.

Und weil man das nur glaubt, wenn man es mit eigenen Augen sieht:

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)