Antwort auf: Wieviel Musik braucht ein Mensch?

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demon

Registriert seit: 16.01.2010

Beiträge: 66,870

Um mal auf die eigentlichen Fragestellungen zurückzukommen:

talking-head
Wie macht ihr es, die ganze Bandbreite der Musik vor eurer Zeit nachträglich zu entdecken und gleichzeitig mit den Neuerscheinungen Schritt zu halten ???

Es gibt Stile, von denen ich grundsätzlich wegbleibe, aber ansonsten ist meine Beschäftigung mit Neuentdeckungen weitgehend vom Zufall bestimmt. Überwiegend, was ich hier im Forum und besonders bei den Kollegen von Radio StoneFM mitbekomme, gelegentlich auch mal Entdeckungen in anderen (Web-)Radio-Sendern oder (selten) Musikzeitschriften. Ich bin nämlich meistens viel zu sprunghaft und neugierig, um mich bei nur einem einzelnen Genre oder gar bei einem einzelnen Künstler länger und systematisch aufzuhalten. Ich höre zufällig einen tollen Song, dann interessiert mich das Album! Alleine durch die Beschäftigung mit dem, was mir auf diese Weise „zufliegt“, fühle ich mich schon ausgelastet. Damit kann ich leben, auch wenn ich weiß, dass ich vieles verpasse.

Ich betrachte mich durchaus als stilistisch „breit aufgestellt“, halt aber zu dem Preis, dass meine Kentnisse meist nicht tiefgehend sind, weder bei Altem noch bei Neuem. Ausnahmen gibt’s natürlich, und die sind mir auch wichtig. Aber von „ganzer Bandbreite“ und „Schritt halten“ kann leider keine Rede sein.

Außerdem stelle ich immer wieder fest: Ich brauche relativ viel Zeit, um (neue) Musik zu verinnerlichen und mir ein Urteil zu bilden. Insbesondere im Vergleich mit aktiven Musikern (ich bin keiner) fällt mir das auf. Ich bin also schon mental gar nicht imstande, allzuviele Entdeckungen zu verarbeiten.

choosefruitNenn mir bitte einen nachvollziehbaren Grund, wieso ich musikalisch die letzten 20 Jahre ausgiebig nachhören sollte, wenn ich a) aus älteren Jahren noch viel entdecken möchte und b) ältere Musik mich bedeutend mehr kickt.

Was das „Entdecken“ älterer Musik angeht, die ich zu ihrer Zeit verpasst habe, obwoh ihr Stil „mein Ding“ war: Das war eine Zeitlang mein Schwerpunkt. Aber inzwischen hat das Neue einschließlich der Musik der letzten, sagen wir, 20 Jahre doch die Priorität. Andernfalls hätte ich das Gefühl, innerlich stehenzubleiben, mich geistig nicht mehr zu bewegen, den Draht zur Gegenwart zu verlieren. Nicht dass ich mich vom Entdecken „alter“ Musik komplett distanzieren würde, aber ich beschränke mich da inzwischen auf solche, die mir zufällig „zufliegt“ und mich dabei auch noch nachhaltig begeistert. Systematisch alle „verpassste“ Musik von z.B. T.Rex oder den Byrds nachhören werde ich nicht mehr. Damit habe ich abgeschlossen.

talking-head
Mich würde insbesondere interessieren, wie man einer ca. 10.000 Alben Tonträgersammlung (auf welchem Format auch immer) gerecht werden will. Rechnet man mal die pro Tag zur Verfügung stehende Zeit auf solch eine hoch, verbleibt doch kaum genug Zeit, um jedem Album wirklich gerecht zu werden.

Ich hab aus den Genres Rock/Pop/Jazz zwar „nur“ ca. 2000 Alben, aber schon das ist wohl mehr als ich für meine private Unterhaltung objektiv benötige. Davon vielleicht 25% physisch, der Rest nur digital; und ca. 90% sind in den letzten 11 Jahren erst hinzugekommen. Und da ich neugierig bin, wird es immer noch mehr. Ich rede mich mir selbst gegenüber immer damit heraus, dass ich irgendwas mal für StoneFM brauchen könnte, oder dass Besucher es vielleicht hören wollen ;-)

Ach ja, weil es angesprochen wurde: Ich gebe mich nicht mit Rankings ab. Ganz abgesehen davon, dass das Ergebnis sowieso von meiner Tageform abhängig wäre.

zuletzt geändert von demon

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