Antwort auf: Spex

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herr-rossi
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lathoWegen des Artikels? Ich fand den (die Spiegel-version) ja eher schwach, viele der Probleme des Netz-Feminismus‘ aufdeckend. Da wird bemängelt, dass bei der Spex nur Männer schrieben, ohne auch nur drauf einzugehen, ob es denn überhaupt weiblichen Nachwuchs gegeben hätte. Qualität entsteht aufgrund von „Diversität“ (was hier heißt: Jobs für Frauen), inklusive peinlicher Selbstbeweihräucherung (wie ich den Laden übernahm wurde alles besser).

Ich habe die lange Fassung gelesen – und offensichtlich einen komplett anderen Text. Das Problem der Rekrutierung beschreiben sie ja selbst:

Als ich (Kerstin) dann direkt nach dem Abitur einen Job als Kulturredakteurin bekam, war eine meiner ersten Handlungen, weibliche Autor*innen nach Beiträgen für die SPEX zu fragen. Das Problem war nur: Sie waren rar gesät. Wir befinden uns jetzt Mitte der neunziger Jahre, und ich fand eine Autorin bei der TAZ die sich bereit erklärte, eine Buch-Kritik über Jean Genet zu schreiben. Nun gut… Es stellte sich heraus, was ich vorher schon gewusst, oder zumindest geahnt hatte, es gibt keine auf eine einzelne oder mehrere Musikrichtungen spezialisierte Musikjournalistin, die es mit dem „coolen Wissen“ und dem hohen Grad der Spezialisierung der Jungs aufnehmen konnte. Sie waren noch viel seltener als Frauen, die Musik machten.

Andererseits:

„(…) Und ich hatte den weitaus schlechter bezahlten Kulturredaktionsjob bekommen, obwohl mein Spezialgebiet eindeutig die Musik gewesen war. Eine gescheite Filmkritik hatte man von mir noch nie gelesen. (…) Noch auffälliger ist dabei, dass in der SPEX, außer in der legendären Frühphase, noch nie eine Frau einen Job als Musikredakteurin hatte.
Weibliche Redakteurinnen (zu nennen wären die großartigen Jacqueline Blouin, Annika Reith und Jennifer Beck) waren immer zuerst mal für Kultur, Mode oder Online zuständig, obwohl sie genauso viel Wissen über Musik hatten und mit Leidenschaft neue Musikerinnen entdeckten.“

Wenn das kein Problembefund ist – und das erst recht bei einer Zeitschrift mit dem Selbstanspruch der SPEX, dann weiß ich’s auch nicht. Dass die Grethers stolz auf ihre Arbeit sind, warum nicht? Wieso ist das „peinliche Selbstbeweihräucherung“?

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