Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-wind
Im Endeffekt ist mir das Coleman-Doppel-Album wohl etwas zuviel. Es hat gerade von ihm aber auch von Finlayson und Okazaki immer wieder super Momente, mich spricht dabei wohl Finlayson am meisten an … aber es herrscht doch ein relativ enger Rahmen an Klangfarben und Stimmungen, eigentlich kommt das für mein Empfinden fast uniform daher und hat sich nach einer Stunde oder so dann etwas abgenutzt, aber dann dauert es noch 90 weitere Minuten.

das ging mir durchaus ähnlich, was ich aber eher meinen aufnahmekapazitäten vorwerfe als der dichte der musik. ich höre das halt nie am stück, sondern immer wieder einzelne inseln, aber gerade dadurch hält sich die faszination.

Das ist sicher vernünftiger, aber beim ersten Mal wollte ich das Ding einfach mal komplett hören – und war am Anfang auch sehr angetan. Die Abnutzung mag auch an mir liegen, völlig klar. Es ist total dichte Musik, in der Tat … vermutlich muss man da erstmal richtig eintauchen, um dann auch innerhalb der Coleman-Welt die Nuancen hören zu können, die wohl schon vorhanden sind. Das bedingt natürlich einen Effort, aber das ist ja nichts, was ich problematisch fände … ist halt anspruchsvolle Kost.

vorgarten
wie sind denn murray & williams auf tonträger?

Ziemlich gut, fand ich – jedenfalls versteht man da auch endlich fast alles, was Williams so spricht (das, was ich nicht verstehe, liegt dann an meinen Englischkenntnissen …), aber es ist auch etwas uniform, gibt zuviele von diesen satten Latin-Grooves, über die Murray dann sein Ding macht (der Honigbär, und später dann sein eines Solo … ich weiss gar nicht, ob er früher mehr Soli konnte oder ob er das eine einfach druckvoller und überzeugender blies – er wirkte ja bei allen drei Konzerten, die ich von ihm hörte – eins vor ein paar Jahren mit Aki Takase und zwei mit Saul Williams dieses Jahr – irgendwie etwas seltsam, schon die Haltung beim Spielen sieht bemüht aus und so klang er irgendwie auch, aber es gab immer wieder Momente, in denen er sich darüber erhob – und abhob … das schon, aber man hätte ihn wohl in den 80ern und 90ern sehen müssen, mit dem Oktett, mit Hicks, Burrell usw., und noch lieber natürlich auch schon in den 70ern). Auf mich macht er jedenfalls den Eindruck als hätte er irgendwas überstanden und müsse jetzt etwas aufpassen und mit nichts übertreiben, sonst geht dann plötzlich gar nichts mehr. Und auf der Platte ist der Aspekt vielleicht noch etwas präsenter als live, aber dennoch, unter dem Strich ziemlich starkes Album.

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