Antwort auf: Spex

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bullitt

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herr-rossi
Und vermisst irgendwer von Euch wirklich die „Superstars“ alten Musters? Möchte jemand hier ernsthaft nochmal sein Zimmer mit Postern dekorieren und am Samstagnachmittag „Formel Eins“ schauen?

Kurz überlegen…, ja, auf jeden Fall. Wieso auch nicht? Wobei mein Mein Formel 1 MTV hieß und ich selten Spex-Leser war. Die Phase, alles zu verachten, was Mainstream war, kam später. Aber auch die Spex hatte schließlich REM, Dylan, Damon Albarn und Nick Cave als Titelstories, also auch Rockstars. Ich fand es damals schon toll, dass man sich in meiner Generation international auf gewisse Bands einigen und die dann im großen Stil auch gemeinsam auf Konzerten und Festivals abfeiern konnte und es Songs gab, die seinerzeit zu Hymnen wurden und heute noch für ihre Ära stehen. Von dem Gefühl, bzw. der Nostalgie, die sich daraus speist, leben heute die ganzen Rock-Dinos formidabel. Zudem boten Rockstar-Biografien einfach auch immer wieder wahnsinnig unterhaltsame Stoffe (zumindest, wenn man, wie ich, ein Faible für für Smack- und Fick-Geschichten hat). Mercurys Biopic ist da ja gerade ein schönes Beispiel. Ich für meinen Teil habe die Tage „Scar Tissue“ verschlungen und bei jedem zweiten Absatz gedacht: „…wäre heute so nicht mehr möglich, wäre heute so nicht mehr möglich, wäre heute so nicht mehr möglich…“

herr-rossiRock-Stars gibt es tatsächlich nicht mehr, Rock ist tot, … Phänotypisch ist er ein Rockstar wie aus dem Bilderbuch, nur seine Musik hat absolut nichts mit Rock zu tun: Post Malone.

Auweia, SOOO dicke Eier bei der Ansage und dann kommt ein Hauch von…Garnichts. Und in den Kommentaren wird sich über die Drogen-Bemerkung aufgeregt. Die Festival-Bühne als Austragungsort wirkt geradezu anachronistisch. Wozu eigentlich eine Live-Show, wenn der Künstler nicht live spielt und das lethargische Publikum lediglich hinterm Display anwesend ist? Sollte man da nicht auch mit der Zeit gehen? Trauriger Anblick, wenngleich in seiner ganzen Tristesse auf seine ganz eigene Weise dann doch auch irgenwie verstörend genug, um sich als Erwachsener zu einem „früher war alles besser“-Kommentar hinreißen zu lassen. Und darum geht es ja letztendlich. Bei uns sahen Festivals jedenfalls so aus, um mal bei den RHCP zu bleiben. Den Beatles-Vergleich halte ich aufgrund der völlig anderer Rahmenbedingungen für wenig aussagekräftig.

Ansonsten denke ich, dass Rock dann ein Revival erleben wird, wenn die ganzen alten Flaggschiffe weg sind. Die Übermacht der Alten erdrückt alles Neue bereits im Keim. Wenn es jetzt eine gitarrenfreie Generation gibt, die Dinos gleichzeitig aussterben, kann der nächste Zyklus kommen.

zuletzt geändert von bullitt

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