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Dass es sehr viel Musik und Info darüber im Netz gibt, heißt noch lange nicht, dass sie zu anderen Zwecken genützt wird als zur Hintergrundbeschallung. Das ist, zumindest meiner bescheidenen Erfahrung nach, der Hauptzweck. Und das unterscheidet nämlich den Umgang mit Popmusik in Bezug auf frühere Generationen; wer interessiert sich denn noch für ganze Discographien oder den Werdegang von Künstlern bzw hat Lust, sich dies zu erschließen? Was für eine, mit Thomas Bernhard zu sprechen, „durch und durch perverse“ These, dass mit der Existenz aller Musik und allen Wissens im Netz gleichzeitig alle gescheiter oder kulturinteressierter würden; darauf läuft doch die ganze Diskussion hier hinaus.
Auch in punkto Lesen muss ich @flashbackmagazine Recht geben und da gibt es auch verlässliche Zahlen; in einem sehr schönen Essay hat der Verleger Michael Krüger anlässlich einer Buchmesseneröffnung es in etwa so dargestellt (ich müsste den Text erst raussuchen…): klar wird grundsätzlich immer mehr gelesen – nur halt keine seriöse Belletristik, sondern Nonsens- und Ratgeberliteratur (zum Beispiel Kochbücher oder Sauerkrautkartoffelblödmannblues). Nicht der Kulturpessimist lebt in einem Paralleluniversum, das es so gar nicht gibt, sondern die, die allen Ernstes glauben, dass mit dem Internet eine gesellschaftliche Relevanz von Kultur erzeugt werden könnte.
Dies gilt natürlich nicht nur für Popmusik oder Film, sondern meinetwegen auch für die (belletristische) Literatur. Wer, außer den entsprechend Lehrenden oder Studenten, kennt denn noch zeitgenössische Autoren/ Filmemacher/ bildende Künstler? In den 70er Jahren wusste jeder, wer Grass, Böll usw. waren. Im Abendprogramm liefen Anfang der 80er Berlin Alexanderplatz von Fassbinder oder, etwas später, die Heimat Trilogie von Edgar Reitz, und zwar um 20.15 Uhr.
Ihr könnt hier noch so viele wahnsinnig tolle Möglichkeiten aus dem Netz zaubern – @hotblack-desiato hat schon alles gesagt. Spotify, fertig – und das war es dann auch!
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