Antwort auf: Johnny Cash

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krostitz

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bullit Mal konkret nachgefragt, welche Alben der Columbia-Jahre hörst du denn alles wirklich auf Gesamtlänge richtig stark?

Du wirst mir das jetzt vielleicht nicht glauben, aber ich höre so gut wie nie Alben einzeln. Ich hab es mir tatsächlich zur Gewohnheit gemacht, alles komplett vom 1. SUN-Album bis zur letzten Veröffentlichung quasi „am Stück“ zu hören. Das kann allerdings je nach Freizeit ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Im Übrigen mache ich das nicht nur bei Cash so, mit anderen Interpreten oder Bands handhabe ich das ähnlich in regelmässig unregelmässigen Abständen. Ich mag es grundsätzlich nicht, Künstler auf ein bestimmtes Album zu reduzieren, Alben eines Künstlers miteinander zu vergleichen oder gar noch schlimmer, verschiedene Alben von verschiedenen Künstlern miteinander zu vergleichen. Das hat für mich noch nie Sinn gemacht, ist ähnlich wie der berühmt-berüchtgte Apfel-mit-Birnen-Vergleich. Ich versuche immer, es eher als großes Ganzes zu sehen… Aber ich glaube, ich schweife ab. Du wolltest Alben (warum eigentlich nur von Columbia?), Water from the Wells of Home oder The mystery of life höre ich sehr gerne. Beide nicht von Columbia. Von Columbia wären da sicher Silver, Gone Girl, Johnny 99, oder John R. Cash zu nennen. Auch die ganzen Zugalben sind natürlich nicht zu verachten.

Ansonsten klar, die Selbstreferenzialität gehört auf jeden Fall zum Genre dazu, aber sie hatte halt auch oft den pragmatischen Zweck schlicht die Platten voll zu kriegen, weil man zwei bis drei im Jahr rausgehauen hat. Die Perlen, die abfielen, sind im Gedächtnis geblieben, aber sie waren bestimmt nicht die Regel. Und das finde ich das bemerkenswerte der ARs. Hier wurden weder Coverversionen noch Traditionals nebenbei achtlos runtergeleiert sondern gezielt neu interpretiert und in den Fokus gerückt. Cash hat sie (fast alle) wirklich zu seinen Songs gemacht. Man sieht ja auch an der frühen Entwicklung dieses Threads, für wie viele diese Alben auch ein Türöffner für sein weiteres Werk waren. Dass Cash das ohne Rubin als Mentor in dieser Form nie geschafft hätte, finde ich gar nicht schlimm. Weiß auch nicht, ob sein Werk wirklich von vielen auf Mittelfinger, Knast-Alben und die ARs herunter gebrochen wird. Jeder, der sich auch nur oberflächlich mit Cash beschäftigt, kommt um die Sun-Jahre doch nicht herum.

Das ist wohl wahr. Allerdings sehe ich den Grund schon in der hohen Ausschüttung pro Jahr. Ich muss aber auch sagen, dass gerade die AR´s mit dem „Rest“ nicht zu vergleichen sind. Allerdings lehne ich sowas ohnehin innerlich ab, „Erklärung“ siehe oben. Aber Rick Rubin hat ihm ja schon eher das rockige Image verpasst, was vielleicht zwischendrin etwas abhanden gekommen war. Das war sicherlich auch ein Grund des Erfolges und nicht zu vergessen, die vielen bekannten Gastmusiker. Auch die Herangehensweise an den AR´s war ja eine ganz andere als zu Columbia-Zeiten, das merkt und hört man den Alben zweifellos an. Rubin hat Cash zum ersten Mal seit Jahrzehnten quasi freie Hand bei der Songauswahl gegeben und Johnny musste sich keinem Label unterwerfen.

 

zuletzt geändert von krostitz

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