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Ich schiebe das mal hier rein, den Johnny Hodges war ja einer von Duke’s men.
Aus dem BFT-Planung-Thread hier rüber kopiert:
vorgarten
gypsy-tail-windich hab schon ein halbes Dutzend mögliche Tracks beisammen
dachte ich mir denk aber bitte an friedrich und mach keine 3×100 minuten daraus. falls er überhaupt lust darauf hat: hardbop ist ja thema-solo-solo-solo-thema, davon hat er sich ja letztens deutlich distanziert (wenn johnny hodges das wüsste…)
Thema-Solo-Solo-Solo-Thema – im Prinzip nichts dagegen, wenn es Freude bereitet. Vielleicht stand ich beim Kommentar des BFTs etwas unter Zeitdruck und war etwas angespannt. Da rutscht mir schon mal eine vorlaute Bemerkung heraus, wahrscheinlich unzulänglich informiert und voreingenommen. Vielleicht habe ich aber auch schon zu viele Stücke nach dem Schema Thema-Solo-Solo-Solo-Thema gehört, bei denen ich mich spätestens beim Basssolo fragte, wo da noch mal der Bezug zum Thema war, welchen dramaturgischen Sinn das jetzt ergibt und ob die Aneinanderreihung der Soli hier größer ist als die Summe ihrer Teile. Kommt leider vor. Aber Schwamm drüber.
Ich freue mich sehr über den liebevollen und anregenden Nadelstich, den @vorgarten mir hier versetzte. Ein willkommener Anlass, mal die guten alten Johnny Hodges-Platten aus dem Regal zu ziehen. Liebevoll und anregend sind auch die.
Nehmen wir doch nur mal zum Beispiel diese alte LP mit dem atemberaubenden Cover, die ich vor vielen Jahren mal gebraucht erworben habe.
Wild Bill Davis & Johnny Hodges – Con-Soul & Sax (1965)
Eingespielt lange, lange Zeit nach dem Höhepunkt der Swing Ära, mehr als zwanzig Jahre später. Ich will nicht sagen, das man dieser Musik aus heutiger Perspektive nicht ihr Alter anhört, und auch 1965 war das schon lange nicht mehr der letzte Schrei. Da waren im Jazz Miles, Trane et al allemal angesagter und im Pop zeichnete sich auch eine Zeitenwende ab. Aber: Was Johnny Hodges und Wild Bill Davis an der Orgel und als Co-Leader hier machen, klingt auch Jahrzehnte später noch quicklebendig. Es ist ein Glücksfall, dass Hodges und Davis sich kein Stück verbiegen um sich dem Zeitgeschmack anzupassen, sie klingen völlig souverän, authentisch und – ja – cool.
Über den Ton von Johnny Hodges, „the sweetest sound on the alto saxophone known to man“ muss ich später mal schreiben, wenn ich konzentrierter bin, zumal das sehr schwer ist, denn wie soll ich etwas beschreiben, das mich so unmittelbar ins Herz trifft und mir damit ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Wild Bill Davis ist der bodenständige Gegenpart zu Hodges, halb Blues, halb Kirche. Das ist ganz die alte Schule, durchaus auch routiniert, aber immer charmant, souverän swingend und niemals langweilig. Man muss sich erstmal ein Stück weit auf diese prä-Bop-Musik einlassen – dann ist sie ein wundebares Vergnügen.
Con-Soul & Sax ist niemals 1:1 auf CD wiederveröffentlicht worden. Mit diesem Cover, das vermutlich unfreiwillig trash oder camp ist und das die Platte nicht verdient hat, wäre das auch keine gute Idee gewesen. Es gibt sie aber im Doppelpack mit anderen Aufnahmen. Dazu später.
Auch in der Abfolge Thema-Solo-Solo-Solo-Thema (oder so) ausgezeichnet:
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)