Antwort auf: Europäischer Jazz

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gypsy-tail-wind
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Eigentlich könnte man ja einen UK-Thread eröffnen, aber stattdessen mal hier: ich fixte wohl einen Freund in Sachen Keith Tippett ziemlich an, da ich für ihn auch ein Exemplare von „The Nine Dances of Patrick O’Gonogon“ besorgte, der CD, die man kaufen konnte, um Tippett zu unterstützen (Gibt es eigentlich Neuigkeiten? Im Programm des Météo steht er immer noch drin – ob das eher Hoffnung oder Schlamperei ist?). Jedenfalls lieh er mir zwei Tippett-CDs, die er im Anschluss kaufte, „From Granite to Wind“ (2011) und das monströse „Frames“ mit seiner grossen Band „Ark“ von 1978. 84 Minuten in vier Teilen, es gibt einen halben Solo-Guide auf der Hülle (wer ist der Tenorsaxer in der zweiten Hälfte von Teil 1? Stabbins oder Smith?) – mit dabei sind die Leute der ersten Tippett Group (Elton Dean, Mark Charig, Nick Evans), aber auch Miller/Moholo, die u.a. in Deans Ninesense mit Tippett eine phantastische Rhythmusgruppe bildeten. Dazu kommt eine ganze Menge weiterer Musiker, die man in England meist bestens kennt: Henry Lowther, Stan Tracey, Trevor Watts, Brian Smith, Larry Stabbins, die Sängerinnen Maggie Nicols und Julie Tippetts, an Bass und Tuba Peter Kowald, und viele andere mehr, auch ein paar Streicher (Phil Wachsmann an der elektrischen Violine) …

Was ist das denn nun? Wie muss man sich die Komposition – „Frames (Music for an Imaginary Film)“ – vorstellen? Wieviel – von den Soli mal abgesehen – entstand dann doch spontan im Studio? Das Werk wurde am 21. Mai 1978 in London uraufgeführt und an den drei folgenden Tagen daselbst für diese Veröffentlichung eingespielt (ursprünglich Ogun 003/004, erschienen noch im selben Jahr). Es gibt geschachtelte Riffs, Röhrenglocken, ätherische Stimmen über dichtem Bläsergewebe, es gibt mitreissende, ziemlich freie Soli über treibenden Grooves, auch stillere Momente der Klangauslotung … Prog-Jazz? So ganz komme ich damit nicht klar, mir ist das zuviel „Wall of Sound“, manches gefällt mir einfach nicht, ist quasi Intensität, die bei mir ins Leere läuft (ich habe möglicherweise zuwenig gekifft, und Samstag 8 Uhr morgens, fast wieder nüchtern, mag die falsche Zeit sein) – aber faszinierend ist das schon.

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