Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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Armida Quartett – Zürich, Kirche St. Peter – 08.07.2018

Martin Funda, Violine
Johanna Staemmler, Violine
Teresa Schwamm, Viola
Peter-Philipp Staemmler, Violoncello

Bach, aus «Die Kunst der Fuge« BWV 1080
Mozart, Adagio und Fuge c-Moll KV 546
Beethoven, Streichquartett B-Dur op. 130 mit Grosser Fuge op. 133

Am Sonntag fand in der Kirche St. Peter zu Zürich das letzte Konzert der neuen Streichquartett-Reihe statt, die auch in der kommenden Saison fortgesetzt wird. Ich war bei drei Konzerten, der Auftakt mit dem Doric String Quartet wurde vom Veranstalter allen Abonnenten – auch der anderen Reihe in der Tonhalle, bei der ich ein Abo hatte und wieder habe – offeriert, danach hörte ich vor ein paar Wochen das mich eher enttäuschende Chiaroscuro Quartet und jetzt zum Ausklang das grossartig aufspielende Armida-Quartett.

Hier hatte die Musik wieder klare Konturen, das wurde schon in den drei Contrapuncti aus Bachs „Kunst der Fuge“ zum Auftakt klar. Weiter ging es mit Mozarts Adagio und Fuge KV 546, die Fuge wurde in ihrer Unerbittlichkeit greifbar, das Ding hatte den nöttigen Drive und trotz dem etwas schwammigen Klang in der Kirche war das Klangbild – wie auch beim Bach davor – klar genug, um mich nicht, wie beim Chiaroscuro Quartet, zu stören.

Der Hauptteil des Konzertes folgte danach mit Beethovens monströsem Quartett Op. 130 inklusive dem ursprünglichen Schlussatz, der „grossen Fuge“ – das Ding dauert etwa 50 Minuten, nicht immer konnte ich die Bögen nachvollziehen, was aber vielleicht auch an meiner etwas strapazierten Aufnahmefähigkeit lag und käumlich an den Fähigkeiten des Armida Quartetts. Die beiden Tanzsätze an vierter und fünfter Stelle waren dann wieder einfacher zu verolgen und bei der Fuge zum Ausklang sass ich auf der Stuhlkante. Was für ein unfassbarer Trümmer! Von den drei späten Streichquartetten, die ich gehört habe – Op. 130/133 mit Armida, Op. 131 mit Takács, Op. 135 mit Kuss – war das jedoch für mich das schwierigste, Op. 131 mit dem beeindruckenden Takács Quartett das atemberaubendste, und Op. 135 in vieler Hinsicht das schönste, vielleicht abgeklärteste, jedenfalls klarste, auch wenn hinter und unter der Oberfläche einiges brodelt.

Ausfühlicher berichtet heute die NZZ, die Rezension steht auch online:
https://www.nzz.ch/feuilleton/geschliffenes-gespraech-im-hallraum-ld.1402258

Heute Abend wird wohl die Sommerpause noch einmal etwas angeknabbert (danach gibt es – bzw. ab heute gibt es – noch eine mittwöchliche Reihe mit Orgelkonzerten im Grossmünster, von denen ich wohl das eine oder andere nach der Arbeit anhören gehen werde), denn bei den Serenaden im Park der Villa Schönberg spielt das Belcea Quartett ein Programm, das sich sehr toll ausnimmt: los geht es mit Op. 33/5 von Haydn, dann folgt Bartóks sechstes Streichquartett, und den Ausklang macht schliesslich Mendelssohns Op. 80.

Es ist toll, Streichquartette im Konzert entdecken zu können, auch wenn ich mit dem Repertoire im allgemeinen noch nicht sehr vertraut bin … allerdings kamen gerade die Schumann-Aufnahmen der Juilliards (in der Gould-Box sind ja nur die Werke mit Klavier drin – auch das, auf dem Bernstein spielt, die erste Hälfte der einstigen LP-Box, eben mit den Streichquartetten, strich man raus), die Sammlung wächst weiter.

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