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Ich erlaube mir mal, das aus dem Soul-Thread hier rüber zu kopieren:
soulpope
friedrich
soulpope Da unlängst hier im „James Brown Thread“ erwähnt ….
@soulpope Tell me more! Und ruhig im JB-Thread. In den „Ich höre gerade“-Threads versickert so vieles unbemerkt. Ich kenne nur das 68er Live @ The Apollo-Album (das 67 aufgenommen wurde). 1968 nach dem Tod von Dr. MLK in Dallas „Say It Loud I’m Black And I’m Proud“ zu singen, muss Spannkraft gehabt haben.
Naja ich würde mal sagen dass sich James Brown zum Thema Sprengstoff/Spannkraft nie besonders viel geschissen hat …. zu diesem Zeitpunkt war das zeitgeistige „Say It Loud ….“ Album auf dem Markt, Brown hatte eine heisse Band mit dem Hornsatz Parker/Wesley/Pinckney/Ellis als Vehikel und das underfunken des alten Materials funtioniert so gut wie der neu(er)e Stoff …. hier vermutlich die intensivste Version von „Cold Sweat“ ever …. starke Kaufempfehlung meinerseits ….
Welch Kraft der Sprache! Thx @soulpope!
So hab ich das gestern erlebt oder: Wie ich mal nach der Yogastunde eine James Brown-Platte hörte
Gestern Abend bin ich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu meiner rituellen dienstäglichen Yogastunde gegangen. Wie immer war ich in der Yogagruppe nicht nur einer der wenigen Männer sondern schraubte durch meine Anwesenheit den Altersschnitt auch deutlich nach oben. Ich finde das immer wieder eigenartig, aber solange es mit mir und dem nach unten schauenden Hund klappt, stört es mich nicht. Wie immer war ich danach erschöpft aber tief entspannt und zufrieden. Entgegen meinen guten Vorsätzen kaufe ich mir danach noch beim Späti zwei Bier. Zuhause schaue ich in den Briefkasten, wo ich erfreut das sehnlich erwartete JB-Album Say It Live And Loud / Live In Dallas 08.26.68 finde. Besser kann es eigentlich kaum laufen! Trotz vorgerückter Stunde kann ich es nicht erwarten, die Platte zu hören und schiebe sie in den CD-Spieler.
JB lässt es zunächst gemächlich angehen, aber schon nach ein paar Minuten gibt es erste Aufregung: Einge Wochen nach dem Attentat auf Martin Luther King spielt JB seine damals neue Single Say It Loud – I‘m Black And I‘m Proud und fordert das gemischt schwarz-weiße Publikum auf, den Refrain mitzusingen – die Weißen sollen doch einfach nur „I‘m Proud“ singen, denn darauf käme es an und überhaupt – wir kommen nur gemeinsam weiter. Das hätte ein Politiker auch nicht besser sagen können!
Spätestens bei der 3 Stücke langen instrumentalen Intermission der Band ist der Kessel am Kochen und dann geht es Schlag auf Schlag. JB & Band klingen wie zu doll aufgezogen und heizen im roten Drehzahlbereich durch das fast 13-minütige Cold Sweat. Die Band zuckt wie unter Strom, die drums klingen wie drum‘n‘bass, JB ächzt, das Publikum kreischt und gerät völlig aus dem Häuschen. Einen Gang runter geschaltet, scharf abgebremst und dann wieder voll aufs Gas. Zum Ende hin reißt JB die Stücke teils nur noch kurz an bevor er sich gleich wieder ins nächste Stück wirft – Brand New Bag und I Got You sind gerade mal eine halbe Minute lang. Abschließend eine kurze Reprise von Black & Proud mit einem lauthals mitsingendem Publikum.
Ich werde nervös, aufgekratzt und zappelig, der Entspannungseffekt der Yogastunde ist wie verbrannt. Danach auch noch schlecht geschlafen. Vielen Dank, Mr. Brown!
Btw. Schönes 20-seitiges Booklet (das ich noch nicht ganz gelesen habe) mit einem Vorwort von Chuck D. (Public Enemy), der als kleiner Junge JB hörte und für den Say It Loud – I’m Black And Im Proud identitätsstiftend war. „Black now signified where we was at, a new discovery of our bad self.“
Ab ca. 5:00 geht’s hier richtig ab:
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)