Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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Samstag, 16. Juni 2018, 19.30 Uhr
Franz Liszt Konzertsaal Raiding
Boris Giltburg, Klavie
F. Liszt: Ètudes d‘exécution transcendante
3. Paysage 4. Mazeppa 5. Feux follets 6. Vision 7. Eroica 1. Preludio 2. Molto vivace 8. Wilde Jagd 9. Ricordanza 10. Presto molto agitato 11. Harmonies du soir 12. Chasse neige
S. Rachmaninoff: Études-Tableaux op.39

Wieder einmal in Raiding und Boris Giltburg hat sich mit den beiden gewählten Werken von Liszt und Rachmaninoff eine warhaft herkulianische Aufgabe gestellt
Im ersten Programmteil erklimmt er die „Transzendentalen Eüden“ von Liszt – welche auf deb „Grandes Etudes“ des Meisters beruhen und deren Namesgebung auf einen Streit bzw die Rivalität von Liszt und dem zeigenössischen Klaviervirtuosen Sigismund Thalberg zurückzuführen ist. Giltburg wählt eine eigene Reihenfolge der Etüden (siehe oben) und der nur scheinbar etwas zögerliche Einstieg bereitet in realiter die Bühne für die nachfolgenden emotionalen Gipfelsiege und seelischen Abgründe. Er spielt ungemein präzise jedoch bar jeglicher gefühlskalter Perfektion und es ist richtiggehend im Saal greiffbar, wie das Publikum gebannt die wogende Reise mitverfolgt. Es erscheint unfassbar wie ein Künstler dieses Werk notengetreu abbilden kann und dabei nicht partiell in Improvisationen verfällt (was wiederum den Kreis zu dem Werdegang mancher Etüden als Ergebnisz von Improvisationen der Grand Etudes schliesst). Dies ist süchtigmachende Musik und nach dem ausklingen von „Chasse Neige“ stellt man mit Verblüffung fest dass man knapp 75 Minuten am Tropf von Liszt in der Verarztung durch Giltburg hing. Standing Ovations und der schmächtige Künstler strahlt ….
Nach einer Pause am lauen Frühsommerabend im Parkareal des Lisztzentrums Raiding unternimmt Giltburg den 2ten Teil seiner musikalischen Pilgerreise zu und mit Rachmaninoff. Er meistert auch diese mit Bravour und doch liegt ein Abstand in der Luft …. schlussendlich wird klar, daß die Lisztschen Transzendentalen Etüden Substanz am Aufnahmepotential des Zuhörers gekostet habe …. oder um es zu verbildlichen „“Welche Scheibe kann man noch nach Coltrane`s A Love Supreme auflegen …. ? “
Schlussendlich (inklusive zweier Scriabin Etüden Zugaben) ist der Rausch vorbeigezogen und nach nicht endewollendem Jubel – dann Aufbruch und die rund 100 km Heimreise nach Wien im Bewusstsein ein denkwürdiges Konzert erlebt zu haben …..

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)