Antwort auf: 2018: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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gypsy-tail-wind
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Laurent De Wilde «New Monk Trio»

Laurent de Wilde, p
Jérôme Regard, b
Donald Kontoumanou, d

Laurent de Wilde schrieb vor Jahren ein Buch über Monk – und weiss entsprechend auch einiges zu erzählen … ein Album hat er erst letzten Herbst zum 100. Geburtstag Monks herausgebracht, mit seinem „New Monk Trio“. Der Umgang mit dem Material ist dabei sehr frei, was wohl ein wichtiger Bestandteil des Erfolges des Projekts ist. Los ging es mit „Misterioso“, gespielt über das Riff von „Born Under a Bad Sign“ – man denkt da natürlich rasch an Jacky Terrasson, der einst die Bassline von „Chameleon“ unter „Love for Sale“ legte (wobei das ein Standard ist, mit dem schon einige Musiker ihren Spass hatten, gerade was den rhythmischen Aspekt betrifft).

Die zwei Sets (plus Zugabe) dauerten insgesamt um die zwei Stunden, gespielt wurden u.a. „Coming on the Hudson“, „Think of One“, „Reflections“, „Thelonious“, „Round Midnight“ (über einen Akkord), „Monk’s Dream“, „Pannonica“, „Locomotive“ und „Friday the Thirteenth“. Manche Stücke wurden entkernt, es blieb nur die Melodie, während andere Grooves druntergelegt wurden – funky war das öfter mal, manchmal auch mediterran-nahöstlich angehaucht. Es gab vor allem im zweiten Set mehr binäre Grooves als klassischen Swing und gerade der Drummer Donald Kontomanou wusste sehr zu gefallen, differenziert und doch zupackend, die Dynamik sehr gut auskostend, auch mal karg und minimalistisch und dann wieder mit kreisenden Beats, die manchmal fast schon erotisch aufgeladen schienen.

Jérôme Regard am Kontrabass liess sich auf das Spiel ein, reagierte schnell auf den Leader am Klavier und auf die Drums, mal zog er seine Riffs durch, mal ging er sofort darauf ein, was um ihn herum passierte. Solistisch gehörte der Raum zum grossen Teil Laurent de Wilde, der einzelne wirklich sehr monkische Passagen einstreute, aber in der Regel natürlich sein eigenes Ding machte, was ja schon durch einige der Arrangements verdeutlicht wurde. Auch er spielte oft sehr zurückgenommen, leise, so dass die Musik des Trios sich eng verzahnte – das hat ja Jacky Terrasson (wo ist der eigentlich abgeblieben?) auch gerne gemacht, und für beide ist wohl Ahmad Jamal eine Quelle, weniger was das pointierte Klavierspiel betrifft als das Arbeiten mit Trio-Grooves.

Ein paar Leute waren zum Glück auch da, trotz Dienstagabend, aber gerade die längeren Ansagen von de Wilde (der perfekt Englisch spricht) waren von der Anlage her etwas zu durchdacht und zu inszeniert, als dass das in dem doch recht kleinen Rahmen wirklich passte … da war eine Prise zuviel Show drin (und das Mitpfeif-Spielchen mit „Friday the Thirteenth“, dem Closer – vor der Zugabe – des zweiten Sets, fand ich dann sowieso recht überflüssig … aber es kam recht gut an). Ein schöner aber nicht überragender Abend. Die oben abgebildete CD gefiel mir vom ersten Eindruck her recht gut, ich muss sie mir in den nächsten Tagen wieder mal vorknöpfen.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba