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Shame (21.5. YUCA, Köln)
Oder was passiert, wenn man mit seiner 13 jährigen Tochter auf ein Punkrock-Konzert geht..
Wird eher anekdotisch, ist hoffentlich nicht so schlimm.
Irgendwann sagte sie, dass Sie zu Shame mitkommen wollte. Was mich etwas gewundert hat, da sie sich nach wie vor eher durch die Solo Karrieren der einzelnen One Direction Mitglieder und Taylor Swift durcharbeitet. Ihr bisher einziges großes Konzert war dann auch Harry Styles im April. (Und damit auch wirklich groß..)
Vermutlich war das herzallerliebste One Rizla Video ein wenig schuld..
Als wir in Köln angekommen sind, war sie zuerst noch etwas irritiert, da sie die mit ziemlichen Abstand Jüngste war. (Was ihr aber im Laufe des Konzerts immer mehr respektvolle Blicke beschert hat.) Danach sieht sie, dass die Bühne dann doch deutlich kleiner war als bei Harry Styles, ca. 15 cm hoch.. Die Laune/Vorfreude wurde immer besser und wir haben uns die Vorgruppe, RVG aus Australien, ziemlich aus erster/zweiter Reihe angesehen. Tolle Band, unglaubliche Sängerin mit einem sehr eigenen Vortrag. Herzergreifende Leidenschaft und Begeisterung bei uns beiden.
Danach wollte sie vorne bleiben. Leichte Bedenken meinerseits (Pogo, Stage-Diving, knapp über 1,50 m..) aber den Spaß konnte ich ihr ja auch nicht nehmen, im Zweifelsfall dann halt schnell zurück, klappt eigentlich immer.
Den Soundcheck haben dann die einzelnen Bandmitglieder selbst übernommen. Sie sind wirklich sehr jung, die Stimmung zwischen ihnen hatte schon ein wenig Klassenfahrt-Atmosphäre. (Gemeinsames Abrocken zu Judas Priests „Breaking the Law“ und so..)
Das Konzert selber begann damit, dass der Sänger uns aufforderte, näherzukommen. (Wir waren schon ziemlich nahe!) Er verbrachte den Großteil des Auftritts nach vorne gebeugt knappe 10 – 20 cm vom Publikum entfernt, tätschelte und knutschte (männliche) Zuhörer und ist eine unglaublich charismatische Rampensau.
Shame wurden in den Reviews, die ich gelesen habe, viel mit „klassischen“ britischen Post-Punk Bands wie Joy Division oder the Fall verglichen, aber live kommen sie von ihrem Sound und ihrer Attitüde her deutlich amerikanischer, (post-)hard-core lastiger herüber. (habe wage an Fugazi, punktuell sogar an NoMeansNo gedacht) Als Band sind sie extrem diszipliniert und spielen unglaublich tight. (Besonders für ihr Alter!) Es gibt keine Soli und eigentlich auch keine Improvisation, dafür ist alles sehr direkt und intensiv.
Laut eigener Aussage haben sie die Band gestartet, weil sie nicht an Techno und Amphetaminen interessiert waren, wie ihre Altersgenossen in Süd-London. (Keine Drogen, keine Party und kein Exzess ist mal eine andere Motivation, eine Punk-Band zu gründen, auch das wieder eher Minor Threat als The Libertines) Vielleicht ein wenig elitär und das langweilige „Gitarren gegen Dance-Hupfnudel“-Ding, vielleicht aber auch erklärbar als das Gefühl, als Jugendlicher anders zu sein als die Anderen.
Die Playlist bekomme ich nicht zusammen, sie haben aber laut eigener Aussage alles gespielt, was sie als Band spielen können, ganz sicher jedes Stück ihrer Platte. Sie hatten das Publikum fest im Griff, wurden gefeiert und waren großartig. Das Publikum war erstaunlich textsicher!
Und mitten im Pogo eine begeisterte 13-Jährige.. (Ganz am Ende sind wir dann doch ein paar Reihen nach hinten gegangen, aber es war alles im grünen Bereich.)
Nach dem Konzert dann der Auftritt des One-Direction-Fans. Sie wollte noch Abwarten und Autogramme von der Band haben. Die Band kam und der Schlagzeuger stürzte sich erst mal auf mein Hüsker Dü T-Shirt, zeigt es dem Bassisten und wir waren im Gespräch. Habe ihnen „Zen Arcade“, das sie noch nicht kannten, empfohlen und mit dem Schlagzeuger und einem Gitarristen gequatscht, während meine Tochter die Autogramme zusammengesucht hat. Nette Leute!
Am Ende umarmt der Bassist uns noch zum Abschied und meine Tochter beschließt auf der Rückfahrt, ihren Musikgeschmack zu erweitern, da es offenbar viel zu entdecken gibt. Dieses Wochenende hat sie sich die neue Shawn Mendes gekauft, die, was ich so mitbekommen habe, erstaunlich angenehm klingt.
Und im Dezember kommen Shame wieder!
zuletzt geändert von malibu--