Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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gypsy-tail-wind

soulpope … bei aller Mentalreservation dem Hr. Ender gegenüber (seine Klassikrezensionen im „Standard“ verdienen zumeist diesen Begriff nicht den auch Provokation sollte zumindest von der Basis her intellektuell unterfüttert sein ….) gibt sein Gschreibsel – mglw unbeabsichtigt – den Trifonovauftritt wieder

Den Vorwurf machte clasjaz ja neulich der Rattle-Rezension von Christian Wildhagen – ich kam da in die Bredouille, weil ich mich auf dem mir neuen Territorium Mahler nicht genügend auf meine Ohren verlassen mochte (dabei haben andere, später gelesene Eindrücke meinen persönlichen Eindruck eben bestätigt: Wildhagens für einmal nicht so durchdachtes Geschreibsel war eben *kein* Spiegel des tollen Konzertes, es war vielleicht ein Spiegel seiner Wahrnehmung, der dann aber zwischen den Zeilen stattfand, denn an der Textoberfläche sagte er ja doch dasselbe, woran ich nach wie vor festhalte: Es war ein Ereignis).

Ich denke mit Rezensionen ist es halt wie mit dem beschriebenen Ereignisz aka „yon cant please everyone“ …. auch Geschmacksopportunismus „Bestätigt die Rezension den eigenen Eindruck ist sie super, sonst ein Schas ….“ ist nicht so meine Sache – ich komme jedoch zumindest ansatzweise aus einer Zeit, als Kritik/Rezension de facto eine eigene kleine Kunstform/Literatur war …. ich denke man könnte den Auftritt von Trifonov – ohne Verriss, denn dazu gab es keinen Anlasz – schon wesentlich pointierter betrachten und dabei schon (auch) das Potential (er ist ja in der Szene kein Neuling mehr …. ) bzw die Möglickeiten hinterfragen …. war der Trifonov Teil „leer“ so ist der Teil der Mahlerkritik nur mehr inferior (das er beim mglw einzigen objektivierbaren Pluspunkt nämlich den Holz – und Blechbläsern des Concertgebouw Unsauberkeiten ausgemacht – die aber am Schluss „wenn`s laut wird“ bei ihm eh schon vergessen sind – sagt vieles/alles aus) ….

P.S Neben mir saß ein älterer Herr, mit welchem ich in der Pause ins Gespräch kam (war ein langjähriger Konzertbesucher der u.A viele Male das Concertgebouw unter Haitink, Blomstedt, Jansonss etc gehört/gesehen hat) … nach dem Mahler 1 erläuterte er mir weshalb ihm die Aufführung weniger zugesagt hat (Tempo etc) und dann sagte er lachend “ es ist noch immer ein Wagniss mit Mahler nach Wien zu kommen …. wenn man bedenkt wie lange es gedauert bis Bernstein „den Unsrigen“ (gemeint die Philharmoniker) den Mahler beigebracht hat“ …. Zeitzeugen tragen Wissen und Werturteile in sich ….

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