Antwort auf: Masabumi Kikuchi

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@vorgarten Danke Dir – die längeren persönlichen Zeilen geben mir oft mehr Bewegung zum weiteren Hören. Ich hatte gelesen von den älteren Formationen, auch die, die gar nicht alt sind, die Kikuchi gesucht und gefunden hat – was ein Glück und besonders wohl eine Forderung ist, die er gestellt hat – und jetzt höre ich schon eine Weile „Black Orpheus“ und muss mir eine Selbstübertölpelung vorwerfen: Was mich nämlich störte und stört, ist das Applaudieren, das auch noch abgeschnitten wurde. Das passt überhaupt nicht zu Kikuchis Spiel, der in einer Art Suite (ich meine die musikalische, nicht die in irgendeiner Nobelabsteige) zu denken scheint. Was mir recht sei. Man muss also wohl am Flügel auch wie mit Scheuohrenklappen sitzen.

Bei Jarrett ist das anders, selbst in der Suite im Hotel würden sie wohl schweigen im Publikum. Ich kannte die J.-Geschichte mit McPartland nicht – wie kann man sich ihr verweigern? Erinnere ich das richtig, dass Andrew Hill ihr mal eine Hommage – von Angesicht zu Angesicht – gespielt hat, einfach so? Oder war es McCoy Tyner? Zu Hill würde es passen. Die ganze Anekdote finde ich eigen, zu sagen, man könne Klavier spielen, ist nicht sehr weit von den Sprechbegrenzungen nicht musikalischer Leute entfernt, die einen Pianisten zum Nachbarn haben, der nicht stört. Es sei denn, man hält sich für einen Gott, der neben sich Engel zulässt. – Na ja. Wie dem sei. Die Jarrett’sche Versenkung, die ich am ehesten im Vienna Concert und bei der Scala-Sache höre, paar Sachen aus „Radiance“, legt sich lang aus, obwohl sie auch nur Schnipselideen zur Hand hat. Irgendwann wirds ununterscheidbar.

Und so freundlich Kikuchi über Jarrett spricht – vielleicht ist er auch einfach höflich, irgendwann kann man und will man sie nicht mehr unterscheiden, die Höflichkeit, die Freundlichkeit: Er unterläuft die Anerkennung von Jarrett in „Black Orpheus“ ständig – sie ist ihm vielleicht nicht so wichtig, wenn er spielt. Aber „schön“ aufgenommen, finde ich das immer noch nicht von ECM, als Laie darf ich sagen: Eine ordentliche Steeple-Chase-Aufnahme wäre mir da lieber gewesen.

Aber da ist noch die Musik. Ein Lehrstück im Verstummen ist „Black Orpheus“ selbst, fast mitten in der Mitten, Jarrett hätte aufgedreht selbst im Stillen; Kikuchi hört einfach auf. Jederzeit. Keine Orgien, die Frage, wie anfangen schließt sich zusammen mit der Frage wie enden. Und das höre ich gerade wieder in „Tokyo Part VII“. Das Absenken, nicht übertreiben, obwohl es etwas zu sagen gibt, dann doch noch etwas lauter werden – es gibt die Gegenteile, Widerständigkeiten, die geradewegs hervorgespielt werden. Dennoch finde ich „Black Orpheus“ nicht die größte Hommage, die ECM Kikuchi hätte erweisen können.

Kikuchi-Peacock-Motian – bitte, ein bisschen Zeit, bis ich auch sie gehört haben werde.

Und zu den Wünschen, die nie erfüllt werden, gehört für mich aber jetzt nach vielem Hören ein Duo Masabumi Kickuchi und Paul Bley. Ich glaube, ihnen wäre zusammen etwas und mehr noch eingefallen.

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