Antwort auf: Gustav Mahler

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@bullschuetz Bernstein mit den New Yorkern ist sicher nicht die schlechteste Leiter; es gibt da andere Meinungen, aber sie müssen sicher erst interessieren, wenn  sie für einen selbst von Interesse sind. Darüber würde ich mir nur begrenzt Gedanken machen; Bernstein meint Mahler sicher sehr ernst. Ich möchte, auch an @gruenschnabel gesagt, hier auch nicht als Kontext- oder Zusammenhangsfetischist auftreten, meine Antwort oben bezog sich ja nur auf die Frage zum „Adagietto“ und meiner Bemerkung zu dem „verdammten Ding“. Man kann alles isoliert hören und sich sogar nur ein paar Takte heraussuchen, warum denn nicht? Zwar ist etwas daran, dass das Ganze mehr sei als die Summe der Teile, trotzdem sind die Teile bestimmende Formen, die sich nun einmal aufeinander beziehen. Und dann bleibt immer noch die Frage – und eben die Tatsache -, dass die symphonische Form das von Mahler Gewählte ist und dazu noch die Form der klassischen Symphonie, auch wenn sie in den Einzelsätzen ständig infrage gestellt wird, wieder ein eigenes Problem: das heißt aber dennoch, Mahler hält am großen Zusammenhang offenbar fest. Und das ist dann doch vielleicht zu bedenken, je länger man Mahler hört. Oder andere Komponisten mit diesen Monumentalansprüchen, die Mahler hat. Ob sie gut sind, einlösbar usw., ist wieder eine völlig andere Frage.

Ich bin jedenfalls sehr an Deinen weiteren Gängen bei Mahler interessiert, bullschuetz. Ich möchte keinen Rat geben, aber mir fiel gerade ein, dass zu einem Verhältnis von Adagietto und Rondo (und fast müsste ich das Zentrum des Scherzos gleich dazu nennen, aber dann bin ich wieder zu sehr bei Zusammenhängen) in der Fünften die erste Symphonie im Vergleich interessant sein könnte. Der dritte Satz – ein ganz anderes Adagietto* -, auf den eine „stürmische Bewegung“ folgt, die womöglich noch etwas jugendlich-frisch ist, aber sehr präzise. Das mag aber auch an dem Gestus liegen: „Bitte keine Widerworte“. Das hat Mahler dann sehr bald aufgegeben.

*Die Satzbezeichnung des dritten Satzes der Ersten: „Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen“ passt ganz gut auch zum Adagietto, finde ich. Gerade das „gemessen“ trüge den Marsch, der überall sonst in der Fünften steckt, auch in das Viscontistück. Viel wichtiger ist aber wohl in beiden Sätzen, dritter der Ersten, vierter der Fünften: „ohne zu schleppen“.

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