Antwort auf: 12.04.2018 „Guitars Galore 212“ & „My Mixtape 28“ & Pure Pop Pleasures“

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pipe-bowl
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herr-rossi

pipe-bowlHuch. Ist dort etwa eine Tür aufgegangen, die bisher ganz fest verschlossen war?

Möglich. Auf Hurt bin ich durch die Dokumentation „American Epic“ (erneut) aufmerksam geworden (was ich gesehen habe, ist die 90-Minuten-Fassung, die kürzlich auf Arte lief, im Original handelt es sich um eine umfangreichere Serie). Seine sanfte Stimme und sein melodisches Gitarrenspiel sprechen mich unmittelbar an, die Tür ist weit offen. Wo könnte ich denn weitermachen?

@herr-rossi: Wo weitermachen, wenn man einen Zugang über Mississippi John Hurt gefunden hat? Eine wahrlich gute Frage. John Hurt war schon sehr speziell. Er war für einen Blueser in seinem Stil tatsächlich sehr sanft. Die Legende, dass Blues hart, schroff und rau zu sein hat, wurde von ihm ad absurdum geführt. Dazu kam ein spezielles Gitarrenspiel, dessen besondere Eigenschaften waren, dass er mit drei Fingern zupfte und gleichzeitig neben der Melodie die Basslinie und den Rhythmus spielte und das ihn nahezu einzigartig machte im Bereich des Country- und Delta-Blues. John Hurt sah seine Aufgabe wohl in seinen frühen Jahren eher darin, die Leute in und um Avalon zu unterhalten als dass er ständig den Blues hatte. Man könnte sich seinem Werk auch historisch denn musikalisch nähern und dann fallen natürlich Parallelen zu den Blues-Musikern auf, die wie er in den Sixties nach Jahrzehnten der Abstinenz auf den Bühnen wiederentdeckt wurden, als da z.B. sind Son House, Skip James, Furry Lewis oder Bukka White. Aber musikalisch sind das nur sehr bedingt Anknüpfungspunkte an Stil und Musik von Mississippi John Hurt. Als ein Vorbild bezeichnete Mississippi John Hurt einst Jimmie Rodgers, womit wir dann genreübergreifend bei weißer Country-Musik angekommen wären.

Fazit: Musikalische Empfehlungen zu geben, um in Bereiche zu kommen, die von Mississippi John Hurt maßgeblich beeinflusst wurden, ist in der Tat schwierig. Ich hoffe jetzt dennoch, dass die geöffnete Tür nicht so schnell wieder geschlossen wird. Ich habe für mich jedenfalls irgendwann entdeckt, dass Blues viel mehr ist, als das, worauf Menschen, die sich nicht oder kaum mit ihm beschäftigt haben, ihn reduzieren.

PS: Der ganz frühe Blues war übrigens Mädchensache. Vielleicht wäre das ja ein Ansatz für Dich, unabhängig von John Hurt zu starten (bzw. weiterzumachen).  ;-)

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