Antwort auf: Was liest der Forumianer im Moment?

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Anonym
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Das hab ich mit meiner Frage angezettelt & muss da jetzt durch. Ist mir ob Deiner Begeisterung etwas unangenehm. Aber ich schulde natürlich nun auch eine Einschätzung. Zunächst mal ist das ein Buch über Schmitt & dann lange niemanden, dann Benn, Krauss, Popitz vor mit historischem Lametta behängten Pappkameraden namens Gründgens, Furtwängler, Sauerbruch. Mir ist die Problematik der ungleichmäßigen Quellenlage schon bewußt, aber es ist mir unklar warum man das Genre des Geistergesprächs wählt, wenn man sich bei Sauerbruch/Gründgens/Furtwängler darauf beschränkt von Stand & Funktion abgeleitete Bewußtseinsdispositionen zu deklinieren. Schon die Grundhypothese des Buches, die Autonomiefiktion innerhalb der Diktatur aufgrund der Staatsratsernennung, trifft doch nur als Selbstbeschreibung & -legitimation auf Schmitt zu. Der Stil der Geistergespräche kommt dann noch in so einem humorigen Erzählerton aus dem Herrenzimmer der 50er daher, der letzten Endes etwas leicht ridikülisierendes hat.

Ich hatte beim Lesen den Eindruck, das Ziel sei es gewesen aus gängigem Quellmaterial (sicher auch Lethens Verhaltenslehren der Kälte, übrigens ein Meisterwerk & sicher eine bleibende Publikation) eine Art leichgängig intelligentes, wie man so schön sagt, Bühnenstück zu machen. Brandauer hätte vor 20 Jahren sicher alle Rollen selbst gespielt.

Ich hoffe das war jetzt kein Diskurskiller. Hatte tatsächlich überlegt nichts zu schreiben, wär aber feige gewesen. Verhaltenslehren der Kälte lege ich Dir sehr nahe, da Du eh angefixt bist. Die Schmitt Faszination legt sich nach ausgiebigerer Lektüre from his master’s own voice meist rasch wieder, imho.

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