Antwort auf: 2018: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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napoleon-dynamite
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vorgarten  @napoleon-dynamite war da, oder?

Ja, ich war an beiden Abenden da. Das zweite Set gestern hat mich komplett weggeschwemmt, unglaublich! Ich glaube, irgendwann in der ersten Hälfte muss mich Haino mit Schrauben in seine Gitarre gedreht haben, und da stecke ich immer noch drin (love you, Keiji, xoxo!) Am Abend zuvor war noch nicht klar, wie die Besetzungen am Samstag aussehen würden, und da dachte ich noch: Eigentlich fehlte Heather Leigh beim Set von Full Blast + Haino als notwendige Noise-Involution. Das wurde im Quartet muskulös und muskulöser – Wertmüller überreagierte eine Stunde lang auf Haino aufs Irrste und Tollste, das war in der Lautstärke körperlich kaum noch verarbeitbar. Ich saß in der ersten Reihe mittig, und das Pliakas-Wertmüller-Low-End  ging erst mal durch mich durch, bevor es alle anderen nur geringfügig abgedämpft erwischte. Nach 15 Minuten Brustschmerzen. Glückseligkeit im Schmerz, aber nicht darüber, das es andere können, sondern dass man selber nicht kann – der eigene Körper in seiner Fragilität mitgeht und doch außen vor bleibt. Das Trio Brötzmann/Leigh/Haino nach dem Intermezzo Schlippenbach-Bennink-Duo (Bennink packt 45 Minuten lang sein Täschen aus, Schlippenbach monkt schlippenbachig) funktionierte hingegen wunderbar ohne körperlichen Shutdown: Leigh und Brötz im Duo empfand ich live bislang als etwas zu zärtliches Ehepaar. Viel Schmeichelei, viel wohlmeinende Antizipation. Haino nun in der Mitte als störrisches Kind, das erst mal zehn Minuten lang darauf wartete, wie es nicht am besten einsteigen kann, sondern am besten und im richtigen Moment alles stören, zerstören, verwirren kann – das hätte ich stundenlang hören können. Noch besser: Jeden Abend monatelang, jahrelang ein Set (Es gibt ja dieses tolle Zitat von Brötzmann: Er wollte unbedingt Haino beim Chicago Tentet live dabei haben, weil dieser zehn Leute gleichzeitig rausbringen kann). Am Ende sangen Heather und Keiji kind of „Strange Fruit“ im Duett, es ließe sich disktutieren, welches Verhältnis eine Wahl-Glasgoweranerin aus West Virginia und ein Japaner von der Ostküste zu diesem Song haben.

Die Amalgamierung in Fünfer-Besetzung gestern, das war dann für mich so etwas wie die Erfüllung meiner Fan Fiction vom Vortag. Komplett weggeschwemmt, unglaublich. Ich glaube, irgendwann in der ersten Hälfte …

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