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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Die große Rocko Schamoni Schau – Karlstorbahnhof, Heidelberg, 17.3.2018
Lesung und Konzert

Vor über 14 Jahren, im November 2003, war seine damalige musikalische Lesung, aus dem zu dieser Zeit noch unveröffentlichten Roman „Dorfpunks“, die erste von mir besuchte Veranstaltung überhaupt im Karlstorbahnhof gewesen. Jetzt kehrte Rocko Schamoni zurück, um wieder aus einem noch nicht publizierten unfertigen Manuskript zu lesen, das sich noch in Entwicklungsphase befindet. Aktuell beschäftigt sich Rocko Schamoni, der eine Nebenrolle in dem Heinz-Strunk-Film „Fleisch ist mein Gemüse“ verkörpert, schreiberisch mit dem Thema „Dummheit als Weg“. Zu einem Lexikon soll sich dieses Schriftstück auswachsen. Als Enzyklopädie menschlichen Unvermögens. Wofür sich der 51-Jährige von jenen Städten inspirieren lässt, die Schamoni bereist. „Darmstadt gestern, eine unglaubliche Trottelstadt. Wie Mainz“, amüsierte sich der Entertainer. Für den Einstieg trug der Hamburger, seine Mappe aufschlagend, jedoch zuerst einige selbsterlebte Kurzgeschichten über die persönliche Dummheit vor. „Sonst wirkt man arrogant“, relativierte das schnodderige Nordlicht. Deshalb erzählte Rocko Schamoni, der aus dem Dunstkreis der Goldenen Zitronen kommt und Mitbegründer des Golden Pudel Clubs war, von einer sommerlichen Reise in die französische Bretagne, wo das norddeutsche Allroundtalent ein von Missverständnissen geprägtes Verhandlungsgespräch mit einer stutzigen Maklerin begonnen habe, um eine Immobilie zu erwerben, die sich später als das denkmalgeschützte Fort National vor der Küste herausstellte – und nicht als Ferienhütte.

„Über die eigene Dummheit kann man die Dummheit anderer verstehen, vielleicht sogar die eigene Dummheit bannen“, erklärte Rocko Schamoni und führte weiter aus: „Noch schlimmer ist, wenn man sich dabei ertappt, wenn man dumme Dinge denkt. Häufig sind solche Gedanken sexueller Natur. Sie müssen verborgen bleiben, sie dürfen den Denkenden nicht verlassen.“ Anschließend simulierte Schamoni, der 1999 das kleine Intro-Hörspiel auf dem Toten-Hosen-Album „Unsterblich“ eingesprochen hatte, ein Tischgespräch im Restaurant zwischen einem einander kennenlernenden Pärchen, indem Schamoni mit einem elektronischen Regler seine Sprechstimme modifizierte. Von piepsig hell bis abgrundtief dunkel. Und das Publikum schüttete sich aus vor Lachen. Darüber hinaus lästerte Zeremonienmeister Schamoni über die unzähligen Mini-Vorhängeschlösschen von Verliebten an Brücken, wie man sie in Köln vorfindet. Dennoch überwog der musikalische Anteil bei seiner Heidelberger Show. Später gesellte sich sein Gitarrist Tex Matthias Strzoda dazu. Zusammen stimmten die beiden Musiker mehrere Songs an wie „Was kostet die Welt?“ von F.S.K., „Das Zelt“ von Jeans Team, „Der schwere Duft von Anarchie“ und eine deutsche Eigenversion der 90ies-Nummer „Waterfalls“ von TLC. Das stärkste Lied brachte das Zweigespann zur Zugabe zu Gehör: In Erinnerung an den vor 20 Jahren aus der Öffentlichkeit verschwundenen Mark Hollis, einst Sänger von Talk Talk, spielten die beiden Vielkönner das Stück „Ich weiß, wo Mark Hollis lebt“. Eine umgedichtete Cover-Version des Songs „I know where Syd Barrett lives“ von Television Personalities.

Zeremonienmeister Rocko Schamoni (li.) und Gitarrist Tex Matthias Strzoda im Heidelberger Karlstorbahnhof

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!