Antwort auf: Eure Album-Top100

Startseite Foren Fave Raves: Die definitiven Listen Die besten Alben Eure Album-Top100 Antwort auf: Eure Album-Top100

#10422665  | PERMALINK

herr-rossi
Moderator
-

Registriert seit: 15.05.2005

Beiträge: 87,222

harry-rag@herr-rossi: Die Entwicklung ist auch nicht stehengeblieben. Manchmal zeigten sich neue, aufregende Blüten, manchmal endete es in einer Sackgasse aus Klangmüll. Ich verbinde Sounds aber eher mit Genres als mit Jahreszahlen. Ob „Master of Reality“ von Black Sabbath nun 1971 oder 2001 erschienen wäre, ist mir komplett schnurz. Der Sound ist geil.
Es macht für mich einen Unterschied, ob du eklektische Musik produzierst, weil du von vielen anderen Stilen fasziniert bist und sie in deinen Sound integrieren willst oder ob du dies tust, um noch mehr Platten verkaufen zu können. Und manchmal geht das auch in die Hose, weil die Zutaten schlecht kombiniert sind. Wie bei der Komposition eines Bildes oder der Kombination von Klamotten. Es kann schief wirken, teilweise sogar extrem lächerlich.
Und das ist im Rap genau wie bei den Beatles. (Wobei es den Beatles in fast allen Fällen gelungen ist, selten mal ein Griff daneben.)
Ice Cube (Mitglied oben zitierter Westside Connection) warf Cypress Hill vor, sie seien „HipHop-Hippies“, worauf B-Real von Cypress Hill konterte: „But you’re the one who’s got the alternative rockers up in your video.“ (Er bezieht sich auf „Wicked“, in dem Flea von den RHCP zu sehen ist.) Und während Cypress Hill schon mit Sonic Youth kollaboriert hatten, tat sich Ice Cube Ende der 90er mit Korn zusammen. Sie tourten sogar. Da ist also wirklich ein Damm gebrochen.

Ich kann dem allen im Prinzip zustimmen – und den Rap/Metal-Crossover der 90er habe ich auch von Herzen verachtet …

Ich sehe nur den Zusammenhang mit Timbaland nicht. Er war eben kein kommerzieller Trittbrettfahrer, sondern hat einen neuen Sound geschaffen, ein wahrer Kreativer ebenso wie die Künstler, mit denen er damals zusammengearbeitet hat. Es gab vorher weder im Hiphop noch im R’n’B etwas, das wie seine Produktionen klang. Zudem hat er die beiden Welten ja durchaus auseinandergehalten, mit Missy hat er Rap-Alben produziert und mit Aaliyah R’n’B, deren Sound durch die Hiphop-Einflüsse neue, schärfere Konturen hatte als das damals verbreitete, weichgespülte Zeug. Die Aaliyah-Produktionen wie „Are You That Somebody“ haben mit musikalischem Zuckerwerk überhaupt nichts zu tun, die sind auf das wesentliche reduziert und haben einen Sound, wie man ihn vorher noch nicht gehört hatte.

Ich finde auch die Verwendung des Ann Peebles-Samples auf „Supa Dupa Fly (The Rain)“ hundertmal kreativer und aufregender als das, was Cypress Hill auf „Hits From The Bong“ mit Dustys „Preacher Man“ machen. Ich weiß auch wieder, warum sie mich nie näher interessiert haben, dieser kurzatmige, schnatternde Rap würde mich auf Albumlänge nerven. Wenn schon 90er Jahre-Kiffer-Hiphop, dann Outkasts ATliens

@irrlicht: Dass „Aaliyah“ durch die von Harry zurecht beklagte Unsitte, die CD-Laufzeit voll auszuschöpfen, etwas leidet, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber ich höre da eine Menge erstklassiger Tracks, nicht nur die beiden von Dir genannten. Mit der Doppel-LP kann man sich den Spaß auch besser einteilen als mit einer durchlaufenden CD … Insgesamt gehört Timbaland aber zu den Produzenten, die im Singles-Format (in seinem Fall: CD/12“) die tiefsten Eindrücke hinterließen.

--