Antwort auf: Beethoven: Welche Symphonie gefällt euch am besten?

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lauster https://www.br.de/nachrichten/oberfranken/inhalt/walk-of-wagner-bayreuth-lehrmeister-100.html https://www.bayreuth.de/walk-of-wagner-2017-die-lehrmeister/

Nu ja, was sollen Behauptungsbelege aus zweifelhafter Tagespresse? „Walk of Wagner“, schon gut.

lauster Nur soviel: Die Symphonie – Beethovens 9. Symphonie – ist im Grunde Wagners musikalisches Ideal gewesen. Wagners Musikdramen sind als „verkappte Symphonien“ konzipiert. Die Neunte bedeutete für ihn das Ende der Gattung, die er nun im Wort-Ton-Drama aufgehoben sah. Musterbeispiel: Tristan und Isolde. Hier hat es ihn seinem eigenen Geständnis zufolge gedrängt, „sich musikalisch auszurasen, wie wenn ich eine Symphonie geschrieben hätte“.

Dass Wagner Beethovens IX. so gesehen und in seiner Lebensjacke instrumentalisiert hat , ist bekannt. „Verkappte Symphonien“ sind seine Opern aber ganz sicher nicht, da greife besser zu seinen spärlichen Symphonieversuchen aus den 1830er-Jahren, wenn du Bedarf hast. „Sich musikalisch auszurasen“ ist auch nicht geradewegs ohne Flachsinn als holdes Ziel anzusehen, oder, mit schroffem Anklang an deine Diktion: Eine Häuserkampf-Ekstase lässt sich auch vermeiden, wenn man’s klug anstellt. Aber so kommt einer wirklich nicht weiter. – Der viel interessantere Gang der Symphonie, und zwar tatsächlich mit Lust und Aufreizung an Beethoven, wurde in Österreich genommen, von Schubert, Bruckner und Mahler. Man muss das nicht gegeneinander ausspielen, sofern es um die Musik geht, Wagner reicht bis weit in die Zweite Wiener Klassik. Aber sicher nicht, weil er ein rasender Symphoniker war.

lauster Ich denke mal, dass Künstler Wichtigeres zu tun haben, als philologisch korrekt aus den Quellen archaischer Texte zu schöpfen. Bei Wagner erreicht das Falschlesen in bezug auf Aischylos & Co. ein abenteuerliches Niveau, mag sein, doch zeugt gerade die fruchtlose Diskussion über Wagners „starke Fehllektüre“ dafür, dass meine Behauptung richtig ist.

Üblicher Irrtum der Nichtkünstler (Ausweis, das ist immer so nett, wie die Sprache es gleich zeigt: „Aischylos & Co.“). Außerdem bin ich bei dieser Äußerung sicher, dass du Interpretation vor Philologie setzt, entsprechend die Verwechslung und Legitimation in der Folge – aber das empfiehlt sich nicht. Ein Blick zur Seite ist immer gut, bevor das Zahn- und Tastengehege freigesetzt wird: Paul Celan hatte als wichtigste Arbeitsmittel Wörterbücher und Lexika auf dem Tisch.

Und damit ist es von meiner Seite hier genug. Dieses elende Lavieren ist kaum begreiflich. Aber wohl Wirklichkeit. Der Wirklichkeit üblerer Teil.

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