Antwort auf: Die schönsten Jazz-Soli

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friedrich

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vorgarten

friedrich
Wahrscheinlich nicht besonders originell und ich weiß auch nicht, ob das Solo selbst besonders gut ist. Vielleicht geht es hier auch mehr um das sich Aneinanderreiben und die Dramaturgie des Stücks als um den glänzenden Soloauftritt:
Dave Brubeck Quartet – Take Five (1959)

(…) ich finde es nicht nur dramaturgisch toll, aber es ist natürlich großartig, wie sehr morello hier die möglichkeiten seines instruments ins spiel bringt, vor allem in einem stück, in dem es vor allem um das weiterlaufen eines komplizierten metrums geht. das tolle finde ich, dass er im solo gänzlich auf die becken verzichtet und so sein spiel auch von sich selbst abgrenzt.
mir fiel dazu das zeitgleich aufgenommene erste „freie“ (also nicht dem metrum des stücks folgende) drumsolo ein. von pete la roca, (…)
da kommen die becken auch erst zum schluss ins spiel. für mich völlig unbegreiflich, wie ein drummer in einem solch virtuos-gehetzten bopstück darauf kommen kann, im solo einfach was völlig anderes zu machen.

Völlig gegen die übliche Erwartung gespielt. Und ja, beide Soli stehen zum übrigen Stück im Kontrast, das hebt sie heraus und erzeugt Spannung, denn man spürt ja, dass das eine absichtliche Abweichung von der Regel ist – und man irgendwie und irgendwann doch wieder zur Regel zurückkehren muss. Aber der Gegensatz und die Zeit, die bis dahin vergeht, das ist aufregend!

Jimmy Giuffre gefällt mir auch gut. Und Albert Ayler über Summertime: Herzzerreißend!

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)